Kunst in postnormalen Zeiten. Lesung mit Gespräch am 10. Juni 2023, 19:00
Marcelina Wellmer, Guillaume Paoli und Martin Zähringer
In seinem neuen Buch „Geist und Müll“ schreibt Guillaume Paoli „Von Denkweisen in postnormalen Zeiten“. Er legt den rhetorischen Finger in so gut wie alle Wunden unserer planetaren Krise, die eine postnormale Krise ist: „Reden wir nicht um den heißen Brei herum – So viel steht außer Zweifel: Kommt die Sechs-Grad-Klimaerwärmung, ist Sense für alle.“ Und warum das alles? In einer Lesung am 10. Juni 2023 zur Ausstellung After Monoculture untersuchen wir diese Frage und bahnen einen direkten Pfad von der Kunst zur Philosophie: Vom globalen Extraktivismus, den Marcelina Wellmers Film zwischen Hamburg und Schweden prospektiert, zum kapitalistischen Wachstumsfetischismus, den Paolis philosophischer Text durchkreuzt. Hier werden materielle Ursachen kommender, und wie wir immer klarer sehen, schon gegenwärtiger Klimakatastrophen sichtbar. Mit Paul Valéry, der schon 1935 ein „Wachstum ohne Grenzen“ kritisierte, fragt Paoli allerdings nach einer anderen Qualität: „Kann der Geist uns aus der Lage herausführen, in die er uns gebracht hat?“ Wir werden uns darüber unterhalten, welcher Geist das war oder ist, und stellen die Frage neu: Kann die Kunst in der Kritik der Phänomene uns Auswege zeigen?
Guillaume Paoli (*1959), Berlinfranzose, Essayist. Seit 1994 in deutscher Sprache publizistisch tätig. Mitbegründer der Bewegung der Glücklichen Arbeitslosen und deren Zeitschrift Müssiggangster (1996-2002). Gründer einer Ich-AG als Demotivationstrainer (2003-2006). Hausphilosoph im Schauspiel Leipzig (2008-2013). Veranstalter der Reihe „Im Zentrum des Übels“ an der Berliner Volksbühne (2014-2017). Seitdem freiberuflicher Autor.
Letzte Veröffentlichungen: Die Lange Nacht der Metamorphose (Matthes & Seitz Berlin, 2017). Soziale Gelbsucht (Matthes & Seitz Berlin, 2019). Geist und Müll (Matthes & Seitz Berlin, 2023)
Martin Zähringer, geb. im Schwarzwald. Wahlberliner seit den 1980er Jahren (noch mit Mauer und besetzten Häusern). Seit 2004 Literaturkritiker und Feuilletonist für NZZ, ARD, DLF u.a.; Seit 2013 Featureautor für ARD, ZDF, SRF2 zu internationalen Kulturthemen. 2020 Gründung des Climate Cultures network berlin. Künstlerischer Leiter von bisher 3 internationalen Festivals in Berlin, seit 2023 auch Literatur Aktion Wedding. Aktuell: Lange Nacht von Klima in der Literatur, 3 Std. DLF 27/28 Mai; Kommend: Radiofeature über ein Inuit-Filmkollektiv in Nunavut: Isuma. Vom Filmen am Rand der Welt, WDR 2023
Jamie Allen, für die Ausstellung After Monocultures in der galerie weisser elefant,
19. Mai 2023, um 18 Uhr
Performance-Vorlesung in drei Teilen
Es sollte nicht überraschen, dass Körper und Welt chemisch proportional sind. Was wir essen, ist ein irdisches Lebensmittel, das eine ähnliche chemische Struktur aufweist wie die physischen Gewebe und Flüssigkeiten, aus denen das Leben besteht. Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Kupfer, Stickstoff und Eisen sind in jedem Bissen, den wir in unseren Magen führen, in genau dem richtigen Verhältnis vorhanden. Dies sind die Elemente, die für den Stoffwechsel, die Bewegung, die (Wieder-)Herstellung und die Reparatur des Körpers benötigt werden. Proteine – große Biomoleküle und Makromoleküle – und die rund zwanzig Aminosäuresubstrate, aus denen sie synthetisiert werden, sind eine grundlegende Währung, die lebende Strukturen widerspiegelt und konstituiert. Aminosäuren sind in der Tat ein universeller biogeologischer Marker, der sich durch alle Zeiten und Räume zieht und das Vorhandensein von Leben signalisiert.
In einer räumlich-akustischen Lesung in Mono(kultur) und Stereo stellt Jamie Allen Aspekte dieser peristaltischen, proteinischen Assemblage in drei Teilen vor. Die abendliche Performance-Vorlesung im Frühjahr findet im Freien statt und wird von einem Essen mit gekochten Muscheln in Weißweinsoße und Sekt begleitet.
Jamie Allen (er/ihm) ist ein Künstler, Forscher und Organisator, der sich mit den Resonanzen zwischen Metabolismen, Ökologien, Technologien, Infrastrukturen und Institutionen beschäftigt. Er experimentiert und forscht, schreibt und arbeitet mit Medien, materiellen Kunstwerken und Veranstaltungen, Begegnungen und Workshops, Vorträgen und Plattformen für Veröffentlichungen und Öffentlichkeitsarbeit. Immer auf der Suche nach experimentellen, kooperativen Projekten, Situationen, Menschen und Aktivitäten, die Liebe, Freundschaft und Gegenseitigkeit als Teil kreativer Wissenspraktiken in Kunst, Medien und Forschung anerkennen. Interessiert an offenen, experimentellen, einfühlsamen und großzügigen kollaborativen Konstellationen. https://jamieallen.com/

Jamie Allen, On Planetary Proportionality
for the After Monocultures exhibition at galerie weisser elefant, May 19, 2023 at 6 pm
A live augmented-audio lecture by Jamie Allen
It should come as no surprise (but it does) that living bodies and the world are chemically proportional. All of the earthly provisions we eat are of similar composition to the physical tissues and fluids that compose life. Carbon, oxygen, hydrogen, copper, nitrogen and iron are already available, in just about the right proportions, in the plant and photosynthesis-derived foods we eat. This efficient nutritional transduction, this low impedance of metabolic transfer, gives a forgiving congruity to a metabolic labour that is in other ways as monstrous as it is commonplace: eating, or the disintegration and re-integration of living matter. Large biomolecules are broken down and resynthesized in ways that underline the necessary proportionality of the living bodies (human, animal, fungal, and bacterial) to the biosphere and the necrosphere.
In a mono(cultural) and stereo spatial-acoustic reading, Jamie Allen’s peristaltic poem underlines aspects of this productive proportionality. Held outdoors, a spring-evening performance lecture accompanies locally sourced asparagus, potatoes, white and sparkling wines.
Jamie Allen (he/him) is an artist-researcher and organiser occupied with the resonances between metabolisms, ecologies, technologies, infrastructures, and institutions. He makes experiments and research, writing and media, material artworks and events, encounters and workshops, talks and platforms for publishing and public-making. Always seeking experimental, cooperative projects, situations, people and activities that acknowledge love, friendship and reciprocity as part of creative knowledge practices in art, media and research. Interested in open, experimental, empathetic and generous collaborative constellations. https://jamieallen.com/
Konzert in der galerie weisser elefant von Jasmine Guffond am 13.05.2023 um 20 Uhr
Die galerie weisser elefant präsentiert weiterhin ein öffentliches Programm im Rahmen der Ausstellung After Monoculture, einer von Lisa Rosendahl kuratierten Gruppenausstellung, die die Künstler*innen Jakob Jakobsen, Åsa Sonjasdotter, Marcelina Wellmer zusammenbringt.
Auf Einladung von Marcelina Wellmer empfängt die galerie weisser elefant die Künstlerin und Komponistin Jasmine Guffond zu einer Solo-Sound-Performance. Die Performance finden in den Raum statt, in dem Wellmers Werk Solid Landscapes präsentiert wird.
Diese audiovisuelle Arbeit ist das Porträt einer scheinbar endlosen Industrielandschaft. Das Video beginnt im Norden Deutschlands bei den riesigen Containerdepots, die Städte wie Berlin mit den globalen Versorgungsleitungen verbinden, und wandert dann nach Norden zu den schwedischen Eisenminen, in denen die Rohstoffe für die Herstellung von Konsumgütern abgebaut werden.
Jasmine Guffound – Performance in der galerie weisser elefant
Termin: 13.05.2023
Einlass: 19:45
Beginn: 20:00

Concert at galerie weisser elefant by Jasmine Guffond on 13.05.2023 at 8 pm
galerie weisser elefant continues to present a public program in the framework of After Monoculture, a group exhibition curated by Lisa Rosendahl, that brings together Jakob Jakobsen, Åsa Sonjasdotter, Marcelina Wellmer.
With the invitation of Marcelina Wellmer, galerie weisser elefant will welcome artist and composer Jasmine Guffond for a solo sound performance in the room where Wellmer’s work Solid Landscapes is presented. This audio-visual work is a portrait of a seemingly endless industrial landscape. The video begins in the north of Germany, at the vast freight container depots that connect cities like Berlin to global supply lines, then travels north towards the Swedish iron mines where the raw materials used to produce consumer goods are extracted.
Jasmine works at the interface of social, political and technical infrastructures. Her practice spans live performance, recording, sound installation and custom-made browser plug-in. Through the sonification of data she addresses the potential for sound to engage with contemporary political questions. Recent projects employed digital technologies, sonification and the aesthetisation of data as a means of fostering discussion around contemporary surveillance technologies as well as producing experimental audio works. Interested in providing an audible presence for phenomena that usually lies beyond human perception, via the sonification of facial recognition algorithms, global networks or internet tracking cookies she questions what it means for our personal habits to be traceable, and for our identities, choices and personalities to be reduced to streams of data.
Jasmine Guffound solo performance at galerie weisser elefant
Date: 13.05.2023
Door opens: 19:45
Performance starts: 20:00
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Artist Talk in der galerie weisser elefant
Die galerie weisser elefant lädt am Samstag, den 29.4.2023, von 19 bis 17 Uhr zu einem Artist Talk zwischen der Künstlerin Åsa Sonjasdotter und der Kuratorin Lisa Rosendahl ein. Im Anschluss an das Gespräch besteht die Möglichkeit, Sonjasdotters Film „Cultivating Abundance“ zu sehen, der im Rahmen der aktuellen Ausstellung „After Monoculture“ dauerhaft gezeigt wird.
Åsa Sonjasdotters Dokumentarfilm „Cultivating Abundance“ (60 Min., 2022) geht von der Erfindung einer modernen Methode zur Pflanzenzüchtung in Schweden in den frühen 1900er Jahren aus, die den Grundstein für die globale, monokulturelle Agrarindustrie legte, die wir heute erleben. Der Film reflektiert die Folgen, die dieser methodische und ideologische Wandel für die menschlichen und nicht menschlichen Beziehungen hatte.
“After Monoculture“
Ausstellung: 22.04.2023 – 18.06.2023
Artist Talk: 29.4.2023, 17 – 19 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Fonds für Ausstellungsvergütungen und Ausstellungsfonds für Kommunale Galerien.
Galerie weisser elefant, Auguststraße 21, 10117 Berlin, Öffnungszeiten: Di – Fr, 11 – 19 Uhr, Sa 13 – 19 Uhr. Eintritt frei.
Weiter Informationen finden Sie online: www.galerieweisserelefant.de
Artist Talk at galerie weisser elefant
Saturday 29 April
17:00 – 19:00
Artist Talk with Åsa Sonjasdotter. In conversation with curator Lisa Rosendahl.
After the talk, it will be possible to see Sonjasdotter’s film Cultivating Abundance (which is screening continuously for the duration of the exhibition).
Åsa Sonjasdotter’s documentary film Cultivating Abundance (60 min, 2022) departs from the invention in Sweden in the early 1900s of a modern method for plant breeding that lay the foundations of the global, monocultural agriculture industry that we see today. The film reflects on the consequences this methodological and ideological shift have had on human and more-than-human relations. The method developed at the Swedish Seed Association would come to have a decisive impact transnationally and was used as evidence to demonstrate patriarchal and fascist ideals regarding “nature” and “purity”. As a counterpoint, the film follows activist and alternative plant breeder Hans Larsson’s efforts to re-cultivate varieties of grain that were abandoned with the introduction of monocultural farming.
Åsa Sonjasdotter’s artistic work is driven by an urge to engage in material-narrative processes for the unmaking of violent relations through food and land. Having grown up between monoculture farm fields in the highly industrialised farm region of South Scandinavia, she has an embodied experience of what such relations does to the people, the habitats, the waters and the soil. Further, it was in this region that an ‘universally applicable’ technique for monoculture plant breeding was invented. The topic is elaborated in the 2022 film Cultivating Abundance – Away from Monoculture, made in dialogue with the seed association Allkorn (Common Grains) and breeder of peasant seeds Hans Larsson. For about two decades, Sonjasdotter has worked on the restoration of peasant knowledges and food relations following the migratory trajectories of cultivated plants. More info: asasonjasdotter.info
22.04 – 18.06.2023
Kuratorin: Lisa Rosendahl
Künstler:innen: Jakob Jakobsen, Åsa Sonjasdotter, Marcelina Wellmer

Der Begriff Monokultur wird häufig in der Landwirtschaft verwendet, wo er für groß angelegte Plantagen und die Standardisierung von Kulturen zur Maximierung von Erträgen und Gewinn steht. In der Ausstellung wird der Begriff verwendet, um auf einen umfassenderen kulturellen Zustand hinzuweisen, der mit aktuellen Sozial- und Umweltproblemen und verschiedenen Formen von Aussterben und Homogenisierung zusammenhängt. Die Ausstellung versammelt Werke von drei Künstlern, die alle die standardisierenden Auswirkungen der Massenproduktion hinterfragen – sei es in Bezug auf die Natur, die Kultur oder die menschliche Subjektivität. Die Werke thematisieren, wie produktivistische Vorstellungen, die sowohl auf den Menschen als auch auf die Erde angewandt werden, Traumata verursachen, und rufen zu Akten des Widerspruchs und der Heilung auf. Der Titel der Ausstellung, After Monoculture, bezieht sich sowohl auf das Leben im Gefolge der Ideale und Technologien der Monokultur als auch auf den Wunsch, dieses Paradigma zu überwinden.















Fotodocumentation von Marcelina Wellmer.
Marcelina Wellmers Video Solid Landscapes (20 min Loop, 2022) ist ein Porträt einer scheinbar endlosen Industrielandschaft. Das Video beginnt im Norden Deutschlands, bei den riesigen Containerdepots, die Städte wie Berlin mit den globalen Versorgungsleitungen verbinden, wandert dann nach Norden zu schwedischen Eisenminen, in denen die Rohstoffe für die Herstellung von Konsumgütern abgebaut werden. Die Umgebungen, die die Kamera einfängt, sind unheimlich und menschenleer – ganz und gar von wirtschaftlichen Interessen und technologischen Fortschritten geprägt. Aus der Vogelperspektive wirft der Film die Frage auf, ob die Landschaften tatsächlich real sind oder eher Vorboten einer dystopischen Zukunft. Wellmer zeigt auch eine Reihe von digital manipulierten Fotoanimationen, Lost Landscapes (2023). Hier spiegeln sich die Logos von im Norden tätigen Rohstoffunternehmen, wie dem Energiekonzern Vattenfall und den Bergbauunternehmen LKAB und Kaunis Iron, in den von ihnen ausgebeuteten Landschaften. Die ikonischen Gebirgslandschaften, die oft als „Europas letzte Wildnis“ bezeichnet werden, zittern wie Fata Morganas und erscheinen wie leere Hüllen, von innen ausgehöhlt und dem Zusammenbruch nahe.
Åsa Sonjasdotters Dokumentarfilm Cultivating Abundance (60 Min., 2022) geht von der Erfindung einer modernen Methode zur Pflanzenzüchtung in Schweden in den frühen 1900er Jahren aus, die den Grundstein für die globale, monokulturelle Agrarindustrie legte, die wir heute sehen.
Der Film reflektiert die Folgen, die dieser methodische und ideologische Wandel für die menschlichen und nicht menschlichen Beziehungen hatte. Die an der Swedish Seed Association entwickelte Methode sollte sich transnational entscheidend auswirken und wurde als Beweis für patriarchalische und faschistische Ideale in Bezug auf „Natur“ und „Reinheit“ verwendet. Als Kontrapunkt verfolgt der Film die Bemühungen des Aktivisten und alternativen Pflanzenzüchters Hans Larsson, Getreidesorten zu rekultivieren, die mit der Einführung der monokulturellen Landwirtschaft aufgegeben wurden.
In Jakob Jakobsens Praxis wird psychische Gesundheit so verstanden, dass sie nicht nur unseren individuellen Körper, sondern die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Das Krankenhaus für Selbstmedikation ist eine experimentelle Einrichtung, die mit kritischen Formen der Pflege und Therapie arbeitet. Das Projekt zielt darauf ab, die gewalttätigen Wurzeln und Praktiken des westlichen Gesundheitswesens offenzulegen und in Frage zu stellen, indem es dazu aufruft, der vom kapitalistischen System aufrechterhaltenen Spezialisierung und Trennung kollektive und alltägliche Formen entgegenzusetzen.
Mit dem Argument, dass auch das Kunstfeld von produktivistischen Vorstellungen und standardisierten Erwartungen bestimmt wird, trat Jakobsen 2021 von seiner Tätigkeit als bildender Künstler zurück. Die galerie weisser elefant zeigt eine Auswahl von Text- und Tonarbeiten, die bis zu seinem Rücktritt entstanden sind.
Die Arbeiten von Marcelina Wellmer entstanden im Rahmen des Künstleraufenthalts Lapland Air im Havremagasinet in Boden, Schweden, und wurden von Neustart Kultur unterstützt.
English Version
The term monoculture is commonly used within agriculture, where it signifies large scale plantations and the standardization of crops in order to maximize yields and profit. In the exhibition, the term is used to indicate a wider cultural condition, connected to current social- and environmental problems and different forms of extinction and homogenization. The exhibition brings together works by three artists who all question the standardizing effects of mass production–be it in relation to nature, culture or human subjectivity. The works address how productivist notions applied to both human and earth cause trauma, and call for acts of dissent and healing. The exhibition title, After Monoculture, refers both to life in the wake of the ideals and technologies of monoculture–and to the desire of moving beyond this paradigm.
Marcelina Wellmer’s video Solid Landscapes (20 min loop, 2022) is a portrait of a seemingly endless industrial landscape. The video begins in the north of Germany, at the vast freight container depots that connect cities like Berlin to global supply lines, then travels north towards the Swedish iron mines where the raw materials used to produce consumer goods are extracted. The environments caught by the camera, eerily devoid of people, are shaped entirely by economic concerns and technological advances. Using a bird’s eye perspective, the film leaves the viewer wondering if the landscapes are indeed real, or rather premonitions of a dystopian future. Wellmer also shows a series of digitally manipulated photographic animations, Lost Landscapes (2023), where the logos of extractive companies operating in the north, such as the energy company Vattenfall and mining companies LKAB and Kaunis Iron, are mirrored in the landscapes they exploit. Trembling like mirages, the iconic mountainscapes–often talked about as “Europe’s last wilderness”–appear to be mere empty shells, hollowed out from within and close to collapse.
Åsa Sonjasdotter’s documentary film Cultivating Abundance (60 min, 2022) departs from the invention in Sweden in the early 1900s of a modern method for plant breeding that lay the foundations of the global, monocultural agriculture industry that we see today. The film reflects on the consequences this methodological and ideological shift have had on human and more-than-human relations. The method developed at the Swedish Seed Association would come to have a decisive impact transnationally and was used as evidence to demonstrate patriarchal and fascist ideals regarding “nature” and “purity”. As a counterpoint, the film follows activist and alternative plant breeder Hans Larsson’s efforts to re-cultivate varieties of grain that were abandoned with the introduction of monocultural farming.
In Jakob Jakobsen’s practice, mental health is understood as involving not only our individual bodies, but society at large. The Hospital for Self Medication is an experimental institution that works with critical forms of care and therapy. The project aims to lay bare and challenge the violent roots and practices of western health care, calling for the specialization and separation sustained by the capitalist system to be countered by collective and everyday forms. Arguing that the art field is also defined by productivist notions and standardized expectations, Jakobsen resigned from being a visual artist in 2021. Galerie Weisser Elefant will show a selection of text- and sound pieces leading up to his resignation.
Chapters of Violence
Kurator: Marcus Boxler
Eröffnung: 16.02.2023, 19 bis 22 Uhr
Ausstellung: 17.02.2023 – 10.04.2023
Kuratorenführungen: 18.02. & 08.04, 14 Uhr, 24.03., 18 Uhr
Chapters of Violence from LayLay IMAGES on Vimeo.
Die Künstlerin ist anwesend / The artist is present. Mit dieser Ankündigung laden Galerien, Kunstvereine und Museen zu Eröffnungen und versprechen sich davon mehr öffentliches Interesse. Aber die Künstlerin beziehungsweise der Künstler ist durch seine Kunst ohnehin anwesend. Viel dringlicher stellt sich die Frage: Wer oder was ist sonst anwesend? Geister der Vergangenheit? Etwa Erzählungen von Übergriffen, emotionaler Erpressung und strukturellem Machtmissbrauch. Dies fördert „Chapters of Violence“ zutage.
Mit der Ausstellung stoßen die Künstler:innen Veronika Christine Dräxler und Patrick Alan Banfield gemeinsam mit der galerie weißer elefant einen gemeinschaftlichen Reflektions- und Aufarbeitungsprozess an, der sich mit misogynen Strukturen im Ausstellungsbetrieb auseinandersetzt und der weit über die Grenzen der Galerieräume hinausgeht. Ein Prozess, der multiperspektivisch geführt wird: weiblich, männlich, institutionell. Denn die Erfahrungen der Künstlerin sind das Resultat von Machtstrukturen, die ein kulturell einprogrammiertes Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau erzeugen. Diesen Machtstrukturen wiederum liegen kollektive Traumata zugrunde. Sie sind das Ziel der Ausstellung. Das Trauma ist anwesend. Machtstrukturen, vor allem solche, die Ungleichheiten zwischen Geschlechtern befördern, existieren überall. Sie sind getarnt in Mustern, die Kultur und Gesellschaft reproduzieren.
Das Getarnte muss sichtbar werden.
Persönliche Erfahrungen von Trauma werden in der Ausstellung „Chapters of Violence“ in Bezug gesetzt zu inhärenten gesellschaftlichen Konventionen und Hierarchien. „Chapters of Violence“ ist die Momentaufnahme des Prozesses, kollektive Traumata, die zu der Konstruktion derselben institutionellen Rahmenbedingungen führten, in deren Handlungsrahmen die Ausstellung sich selbst ereignet, zumindest sichtbar zu machen. Gleichsam untersuchen die kombinierten Werke von Dräxler und Banfield die innewohnende Ambivalenz der Symptome gesellschaftlicher Traumata: In welchem Verhältnis steht toxische Männlichkeit zu Softness und Verletzlichkeit? Zu wessen Lasten kann ein Heilungsprozess stattfinden und wer „bezahlt“ ihn – im ökonomischen wie im emotionalen Sinn. Die Ausstellung ist eine installative Anordnung, die alle Einzelwerke wie auch Räume in ein übergreifendes Konzept integriert. Banfields umfangreiches, filmisches Oeuvre sowie seine installativen Anordnungen medienbasierter Kunst korrespondieren erstmals vis-à-vis mit Veronika Christine Dräxlers Werken: Performativität trifft Kinematographie, Objekt- trifft Medienkunst. Erstmals entstanden in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen ZigZagZurich | 4spaces neue Textilarbeiten beider Künstler:innen.
Prozessorientiert ist die Ausstellung entwickelt worden mit dem Ziel, weibliche, männliche sowie institutionelle Perspektiven auf strukturelle Ungerechtigkeit einzubinden. Wie trägt Männlichkeit zu zwischengeschlechtlichen Ungleichheiten bei? Inwiefern konsolidieren institutionelle Rahmenbedingungen auf diesen Ungleichheiten fundierte Ungerechtigkeiten? Und wie sieht eine Form toxischer Weiblichkeit aus? Wie in einem Nervensystem beziehen sich die Galerie- und ehemaligen Wohnräume aufeinander, sind ineinander verwoben wie subjektive und intersubjektive Narrative, deren Grenzen in der Ausstellung aufgelöst werden. Der Ort, an dem diese abstrahierte Dichotomie am stärksten in Erscheinung tritt, ist zugleich der umfunktionierte Galerieraum: die Wohnung.
Für die Ausstellung entstehen neue künstlerische Beiträge, kollaborative Arbeiten sowie Einzelwerke. Gemeinsam mit dem Patrick Alan Banfield hat sich Dräxler dem mit Gewaltgeschichten gefüllten Galerieraum genähert und eine Parallelstruktur mit äquivalenten Geschichten entwickelt, die in Installationen, Fotografien, Videoarbeiten, Skulpturen, (Wand-)Malereien und Sound-Werken erzählt wird.
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Battlefield Overview. Photographed by Veronika Draexler
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Battlefield, Unterstand, Chapters of Violence Curtains. Photographed by Veronika Draexler
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Battlefield, Unterstand, Touch Totem, Chapters of Violence Curtains. Photographed by Veronika Draexler
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Chapters of Violence Curtains, Battlefield. Photographed by Veronika Draexler
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Man Cave. Photographed by Stefan Hobmaier
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Mirror Messages. Photographed by Alina Holtmann
Chapters of Violence, Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield. Netflix and Chill Room. Photographed by Veronika Draexler
(English version)
Artists: Veronika Christine Dräxler, Patrick Alan Banfield
Curator: Marcus Boxler
Opening: 16.02.2023, 19 bis 22 Uhr
Exhibition: 17.02.2023 – 10.04.2023
Curatorial Tours: 18.02. & 08.04, 14 Uhr, 24.03., 18 Uhr
‟The artist is present.” With this announcement, galleries, art associations, and museums invite visitors to openings and hope to attract more public interest. But the artist is present anyway through their art. A question is much more urgent: who or what else is present? Ghosts of the past? For example, narratives of assault, emotional blackmail and structural abuse of power. This is what „Chapters of Violence“ brings to light.
The artists Veronika Christine Dräxler and Patrick Alan Banfield initiate a joint process of reflection and reappraisal at galerie weißer elefant, which deals with misogynous structures in the exhibition business that go far beyond the boundaries of the gallery spaces. A process is conducted from multiple perspectives: female, male, and institutional. The artist’s experiences result from power structures created by the culturally programmed imbalance between men and women. These power structures, in turn, are based on collective traumas, which are the exhibition’s target. The trauma is present. Power structures, especially those that promote gender inequalities, exist everywhere. They are camouflaged in patterns that culture and society reproduce.
What is camouflaged must become visible.
Personal experiences of trauma are related to inherent social conventions and hierarchies presented in the exhibition „Chapters of Violence“. The exhibition is a glimpse of the process of disclosing collective traumas that led to the construction of the same institutional frameworks within which the exhibition itself takes place. At the same time, the combined works of Dräxler and Banfield examine the inherent ambivalence of the symptoms of social trauma: What is the relationship between toxic masculinity, softness and vulnerability? At whose expense can a healing process take place, and who „pays“ for it – in both an economic and emotional context? The exhibition is an installed arrangement that integrates all individual works and spaces into an overarching concept. Banfield’s extensive cinematic oeuvre and his installations of media-based art correspond for the first time vis-à-vis Veronika Christine Dräxler’s works: performativity meets cinematography, object meets media art. Additionally, new textile works by both artists have been created in collaboration with the Swiss company ZigZagZurich | 4spaces.
The exhibition has been developed in a process-oriented manner with the aim of integrating female, male and institutional perspectives on structural injustice. How does masculinity contribute to intersexual inequalities? To what extent do institutional frameworks consolidate injustices founded on these inequalities? And what does a form of toxic femininity look like? As in a nervous system, the gallery and former living spaces relate to each other, and are interwoven like subjective and intersubjective narratives whose boundaries are dissolved in the exhibition. The place where this abstracted dichotomy appears most strongly is also the converted gallery space: a home.
New artistic contributions, collaborative works, and individual works are created for the exhibition. Together with Patrick Alan Banfield, Dräxler has approached the gallery space filled with stories of violence and developed a parallel structure with equivalent stories that are told in installations, photographs, video works, sculptures, (wall) paintings and sound works.
Opening photographs by Stefan Hobmaier
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Performance im Rahmen von GHOSTS
Mit: Edegar Starke
Samstag, 21.01.2023
-Weitere Infos folgen-
Video: Elmay Riza // LayLay_Images
GHOSTS
09.11. – 4.02.23
Mit: NOA HEYNE & JENS BRAND

Die Ausstellung GHOSTS präsentiert miteinander verknüpfte Fragmente aus Skulptur und Klang. Einige der Verbindungen sind direkt, wie zum Beispiel ein toter Satellit, der in den Schlaf gewiegt wird, oder ein Motor, der mit der Stimme eines Vogels spricht. Andere sind eher obskur, bewegen sich wie ein Schatten hinter dem eigenen Rücken, der Geist einer Idee oder ein Wort der lebenden Toten.
Die Installation von Noa Heyne holt eine Gruppe toter Satelliten auf die Erde zurück und gibt ihnen ein wohlverdientes Begräbnis oder ein letztes Schlaflied. Es ist ein Klagelied für Weltraumschrott und eine Trauer über den Verlust von Berührung und Schwerkraft. Fünf schwere, unbeholfen aussehende Kreaturen liegen auf dem Boden und werden von rotierenden Motoren animiert und gewiegt. In einem anderen Raum schwebt ein weiteres Wesen in der Luft, das an Seilen befestigt ist, die durch eine Trennwand verlaufen, und das nur von einem Publikum bewegt werden kann, das für seine Handlungen blind ist und sich ausschließlich von Gewicht und Geräuschen leiten lässt.

Heynes Installationen stehen in Verbindung mit den Klang- und Videoarbeiten von Jens Brand, die sich auf Dinge konzentrieren, die in ihrem Wesen flüchtig sind und sich auf das aktive Gedächtnis der Besucher und die Peripherie des Ausstellungsraums beziehen, nämlich das „door piece“ und das „floor piece“. Während sich letztere buchstäblich und einfach auf eine bestimmte Stelle auf dem quietschenden Holzboden konzentriert, verwendet die „Türarbeit“ eine an der Tür angebrachte Reihe von Motoren, die ihre eigene Agenda zu haben scheinen, indem sie unsichtbaren Vögeln zuhören und – in der Tat – für sich selbst sprechen, während sie dennoch häufig mit dem interagieren, was in der Galerie und wahrscheinlich sogar in der Auguststraße vor sich geht.
Motor-Interface, Konstruktion und Programmierung: Sukandar Kartadinata
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Jens Brand (*1968) in Dortmund, studierte Bildende Kunst in Münster, Deutschland, und lebt und arbeitet als Künstler in Berlin. Sein Interesse an experimenteller Musikkunst wurde durch die Begegnung mit dem Werk und der Person von Phill Niblock und zahlreichen Performances ausgelöst und beeinflusst, die er Anfang der 90er Jahre im Het Apollohuis, NL, das von Helene und Paul Panhuysen geleitet wurde, erleben durfte. Seitdem hat er eine Vielzahl von Installationen, musikalischen Performances und interaktiven Medienarbeiten geschaffen. Er hat seine Arbeiten in ganz Europa, Kuba, Mexiko, Botswana, Taiwan, China, Japan und Nordamerika präsentiert, aufgeführt und ausgestellt.
Noa Heyne (*1982) ist eine multidisziplinäre Künstlerin mit Sitz in Berlin. Sie arbeitet mit Skulptur, Performance und Animation und schafft Installationen, die die körperliche Beteiligung der Betrachter betonen und vom Marionettentheater und der Architektur beeinflusst sind. Heyne studierte Malerei und Vergleichende Literaturwissenschaft in Jerusalem und erhielt ihren MFA in Bildhauerei am Maryland Institute College of Art (2017), wo sie 2018 auch eine Stelle als Lehrbeauftragte innehatte. Sie erhielt mehrere Preise und Stipendien, darunter die ZK/U Residency, Berlin (2019), Culture Zone Residency, Wroclaw, Polen (2020), LABA Berlin Programm (2021).
The exhibition GHOSTS presents interlinked fragments of sculpture and sound. Some of the connections are straight forward, such as a dead satellite being rocked to sleep, or a motor speaking with the voice of a bird. Others are rather obscure, moving like a shadow behind one’s back, the ghost of an idea or a word from the living dead.
The Installation by Noa Heyne brings back to earth a group of dead satellites, giving them a well deserved funeral, or a final lullaby. It is a lamentation for space-junk, and a grieving for the loss of touch and gravity. Five heavy, awkward looking creatures lie on the floor and are animated and cradled by rotating motors. In a separate room, another one hovers in the air; tied to ropes that go through a partition wall, it can only be moved by an audience who is blind to its actions, and is guided solely by weight and sound.
Heyne’s installations are interconnected with the sound and video works of Jens Brand, which concentrate on things that are in their essence volatile and relate to the active memory of the visitors and the periphery of the exhibition space, namely the “door piece“ and „floor piece“. While the latter focuses literally and simply on a specific spot on the squeaking wooden floor, the „door piece“ uses a door mounted array of motors that seem to have their own agenda of listening to invisible birds and – matter of fact – speaking for themselves, while nevertheless frequently interacting with whatever is going on in the gallery and probably even on Auguststrasse.
Motor-interface, construction and programming: Sukandar Kartadinata
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Jens Brand, born 1968 in Dortmund, studied visual arts in Münster, Germany and lives and works as an artist in Berlin. His interest in experimental music art got triggered and influenced by encounters with the work and person of Phill Niblock and nummerous performances he had the chance witness at the Het Apollohuis, NL that was run by Helene and Paul Panhuysen in the early 90s. Since then, he created a large number of installations, musical performances and Interactive Media works. He has presented, performed and exhibited all over Europe, Cuba, Mexico, Botswana, Taiwan, China, Japan, and North America.
Noa Heyne (b. 1982) is a multidisciplinary artist based in Berlin. She works in sculpture, performance, and animation, and creates installations that emphasize the physical involvement of the viewers and are influenced by marionette theater and architecture. Heyne studied painting and comparative literature in Jerusalem, and received her MFA in sculpture from the Maryland Institute College of Art (2017), where she also held a position as an adjunct professor in 2018. She is the recipient of several awards and fellowships, among them the ZK/U residency, Berlin (2019), Culture Zone residency, Wroclaw, Poland (2020), LABA Berlin program (2021).
„Die Solidarische Stadt“
14.10.-27.10.2022
Ein Projekt von Er(be)leben

Am Freitag, den 14. Oktober eröffnet die Abschlusspräsentation des Vermittlungskurses „Die Solidarische Stadt“ von Er(be)leben in der galerie weisser elefant.

Was verstehen junge Menschen unter urbanen Ressourcen und wie werden diese verteilt bzw. wessen Bedürfnisse werden dabei berücksichtigt? Was heißt eigentlich „Gemeinwohl“?
Die 5. Edition von Er(be)leben hat Kinder und Jugendliche eingeladen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen und sich als kreative Stadtbewohner*innen künstlerisch am Diskurs über den öffentlichen Raum zu beteiligen.


Er(be)leben ist ein Projekt kultureller Bildung, das seit 2018 Kinder und Jugendliche dazu einlädt, sich als kreative Stadtbewohner*innen künstlerisch am Diskurs über den öffentlichen Raum zu beteiligen und sich mit in die Stadtentwicklung einzubringen. Künstler*innen gestalten in Absprache mit den Kunstlehrer*innen der teilnehmenden Kurse den Kunstunterricht. Das Projekt ist gefördert vom Bezirksamt Mitte und KulturMitte.
Projektleitung: Valeria Schwarz
Projektassistenz: Lorène Blanche Goesele
Künstler*innen: José Contreras Aguad, Lorène Blanche Goesele, Leicy Valenzuela, Stiftung FREIZEIT (Markus Blösl), Xavier Krilyk
Partnerschulen: ESBZ, ESBM, John-Lennon-Gymnasium, Max-Planck-Gymnasium, Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule
Er(be)leben ist ein Projekt von iCollective e.V. für den Bildungsverbund Urbane Künste.
Das Programm wird ermöglicht durch den Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte, Bezirksamt Mitte von Berlin. Der Bildungsverbund wird gefördert über das Programm „Lokale Bildungsverbünde nachhaltig sichern und stärken“ der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.

galerie weisser elefant x Digital in Berlin w/ Judith Hamann and Lottie Sebes | Saturday, 24.09.2022
Judith Hamann is a cellist and performer/composer from Naarm/Birraranga (Melbourne), Australia, now based in Berlin. Judith’s performance practice stretches across various genres encompassing elements of improvised, contemporary classical, experimental, and popular music.
Lottie Sebes’ Veritas Ventriloquist is a performance and sound work which questions, transforms, and harnesses the historical entanglements of gender, voice and technology. At the core of this performance is the Veritas Machine – a noisy, dynamic, woman-machine interface made of dismantled and reforged sewing machines, re-envisioned as an instrument and vocal synthesiser.
Space is limited, reserve your free ticket in advance here!
Dates: 9.9, 10.9, 13.9, 15.9. and 17.9. from 15.00 to 18.00

The artists Valentina Karga and John Reardon have developed a joint project as part of the exhibition modular 1-2. Until the beginning of September, visitors to the gallery can participate in the project and complete the work together with the artists in tufting sessions. Tufting is one of the most widespread and well-known methods for making carpets. Gradually, a soft surface is created, which we sit and stand, lie, sleep or eat on, it lies in our private retreat or at the front door of our house and it makes space more pleasant and warm. The layout of the gallery is reminiscent of that of a private home. Tucked away on the top floor of an old brick building, rooms of different sizes seem to offer retreat and intimacy alongside its public function as a communal gallery. These characteristics are seemingly contradictory, but we want to combine them as part of modular 1-2. We therefore invite you to help shape the space, both private and public. Everyone is welcome, because: we are happy that you’re here!
John Reardon was born in 1968 in Cork City, and studied at Duncan of Jordanstone, Dundee and Goldsmiths London, where he is artist in residence in the Politics Department. Reardon is a sculptor. His work explores how art is made public, and how a public is constituted through art. It is site specific through its engagement with questions of structure and infrastructure that frame, organize, regulate and contain things, and where things start and stop. His work takes the form of object, installation, performance, event and publication.
Valentina Karga was born in Chalkidiki, a peninsula in Northern Greece. She lives in Berlin and is a professor at the Hochschule für bildende Künste (HFBK) in Hamburg. A large part of her projects encourage engagement and participation, facilitate practices of commoning and are concerned with sustainability. She works across different media, often inviting a public or a community to literally complete the work. Sometimes, through dialogue and building prototypes in a DIY manner, they end up imagining alternatives for infrastructures and institutions that structure our reality.


[DE]
Die Künstler*innen Valentina Karga und John Reardon haben im Rahmen der Ausstellung modular 1-2 ein gemeinsames Projekt entwickelt. Bis Anfang September können sich Besucher*innen der Galerie an dem Projekt beteiligen und das Werk gemeinsam mit den Künstler*innen in Tufting-Sessions vollenden. Tufting ist eine der am weitesten verbreiteten und bekanntesten Methoden zur Herstellung von Teppichböden. Nach und nach entsteht eine weiche Oberfläche, auf der wir sitzen und stehen, liegen, schlafen oder essen. Teppiche liegen in unseren privaten Wohnungen oder vor der Haustür und machen den Raum angenehmer und wärmer. Der Grundriss der Galerie erinnert an den eines Privathauses. Versteckt im 1. Obergeschoss eines alten Backsteingebäudes scheinen unterschiedlich große Räume neben ihrer öffentlichen Funktion als kommunale Galerie Rückzugsmöglichkeiten und Intimität zu bieten. Diese scheinbar widersprüchlichen Eigenschaften wollen wir im Rahmen von modular 1-2 miteinander verbinden. Wir laden daher ein, den Raum mitzugestalten, sowohl den Privaten als auch den Öffentlich. Jeder ist willkommen, denn: Wir freuen uns, dass ihr da seid!

John Reardon wurde 1968 in Cork City geboren und studierte in Duncan of Jordanstone, Dundee und Goldsmiths London, wo er als Artist in Residence im Fachbereich Politik tätig ist. In seiner Arbeit untersucht er, wie Kunst öffentlich gemacht wird und wie sich eine Öffentlichkeit durch Kunst konstituiert. Sie ist ortsspezifisch, da sie sich mit Fragen der Struktur und Infrastruktur auseinandersetzt, die die Dinge einrahmen, organisieren, regulieren und eindämmen, und mit der Frage, wo die Dinge beginnen und aufhören. Seine Arbeiten nehmen die Form von Objekten, Installationen, Performances, Veranstaltungen und Publikationen an.
Valentina Karga wurde in Chalkidiki, einer Halbinsel im Norden Griechenlands, geboren. Sie lebt in Berlin und ist Professorin an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) in Hamburg. Ein großer Teil ihrer Projekte fördert Engagement und Partizipation, erleichtert Praktiken des Zusammenlebens und beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit. Sie arbeitet medienübergreifend und lädt oft ein Publikum oder eine Gemeinschaft ein, das Werk buchstäblich zu vollenden.

Between 1 and 12 September 2022, Naples-born artist Gianluigi Maria Masucci will be at the gallery to present his work. In addition to drawings and videos, he also wants to continue and expand the network he created in Italy. Small wooden panels will be passed around as invitation cards, which in turn will be burned in the fire during a public performance on two different evenings. The dates are still to be announced.
The artist will be in the gallery on 6.9., 7.9. and 8.9. from 4 pm and will be open for questions and discussions.
Further events:
Friday 9th September 2022, 19h: Learning from Fire
‚Learning from Fire‘ is a shared action to help us imagine a common path inspired by the spirit of inquiry, openness and mutual respect. Participants can think in advance about a word they want to focus on and offer to the shared fire. Fire connects and brings people together. Based on this idea, Gianluigi Maria Masucci conducted various fire circles in naples in the past, in which anyone of the city could participate. Beforehand, small wooden tablets were given out as invitation cards, which were then placed in the fire together.
Gianluigi Maria Masucci will be at galerie weisser elefant until 12th September to present his work. The small panels will be given away here. On Friday there will be a walk together to the Sage Restaurant. Here we will light a fire and invite you to participate.
Location: Sage Restaurant, Köpenicker Str. 18-20, 10997 Berlin, 19h
We start the walk around 18h, starting at galerie weisser elefant, Auguststrasse 21, Berlin Mitte.
Further action: Closing session with Gianluigi Maria Masucci, Monday 12.9., 18h at galerie weisser elefant

[DE]
‚Learning from Fire‘ ist eine gemeinsame Aktion, die uns helfen soll, uns einen gemeinsamen Weg vorzustellen, der vom Geist der Untersuchung, der Offenheit und des gegenseitigen Respekts inspiriert ist. Die Teilnehmer*innen können sich im Voraus Wort aussuchen, auf das sie sich konzentrieren und das sie dem gemeinsamen Feuer anbieten wollen. Feuer verbindet und bringt Menschen zusammen. Auf der Grundlage dieser Idee hat Gianluigi Maria Masucci in der Vergangenheit verschiedene Feuer-Zirkel in Neapel durchgeführt, an denen Bewohner*innen Neapels teilnehmen konnten. Zuvor wurden kleine Holztäfelchen als Einladungskarten verteilt, die dann gemeinsam ins Feuer gelegt wurden.
Gianluigi Maria Masucci ist noch bis zum 12. September in der galerie weisser elefant zu Gast, um seine Arbeiten zu präsentieren. Die kleinen Tafeln werden hier verschenkt. Am Freitag findet ein gemeinsamer Spaziergang zum Sage Restaurant statt. Hier werden wir ein Feuer entzünden und laden zum Mitmachen ein.
Ort: Sage Restaurant, Köpenicker Str. 18-20, 10997 Berlin, 19 Uhr
Wir beginnen den Spaziergang um 18 Uhr, beginnend an der galerie weisser elefant, Auguststrasse 21, Berlin Mitte.
Weitere Aktion: Abschlusssitzung mit Gianluigi Maria Masucci, Montag 12.9., 18 Uhr in der galerie weisser elefant

Im Rahmen von/ As part of:

In the two-part project modular, the gallery would like to reopen its premises in the summer months and devote itself increasingly to artistic processes and cooperations that are dedicated to the urban and social environment, orientate themselves towards it and include it in the greatest possible openness. Individual modules will gradually emerge and grow (together) over time.
The project re:gen_crentral recovery spaceby Ross Alexander marks the beginning.
The temporary installation aims to take up the idea of a public space that can be used by people of all ages for urban recovery by incorporating elements of conceptual art, architecture and sound and light therapy. The installation in the gallery’s largest space offers retreat and intimacy through large-scale fabric panels and lounging areas
With the growth of modern cities and the increasing rural exodus, we can observe that urban spaces are increasingly becoming stressful places to live and exist. These stressors not only affect the mental and physical health of city dwellers, but also productivity and overall functional harmony within the city. While the idea of holistic and preventative health and well-being on a personal level is becoming more popular with the advent of smart personal health monitoring and the increasing popularity of practices such as yoga and meditation, shared public spaces dedicated to the idea of rest and recovery in the urban environment are still something rare and overlooked.

re:gen_central recovery space picks up precisely here. Such a space can play an important role in the urban environment as well as in other collectively used spaces, insofar as it develops a new context for artistic practices that aim to promote collective well-being and mutual care.
The essence of the project is inspired in part by artist and musician Brian Eno’s installation Quiet Club, which was featured in the Sonic Boom exhibition curated by David Toop at London’s Hayward Gallery between April and June 2000. Quiet Club was the beginning of a series of proposals for a new kind of public space.
Some 12 years before Quiet Club was realised, Eno commented in his book ‚New Life Of Brian‘ on the video installations that formed the basis of the project as follows:
„So many people have said to me that they wish cities always had a permanent place like these exhibitions. It would replace so many aspects of the city that you don’t find anymore – like quiet parks, gentlemen’s clubs, even quiet libraries. I want something that is a little more than a café or an art gallery, something that combines all these elements (…).“

La congiunzione degli opposti: Naples x Berlin
Gianluigi M. Masucci
Opening: 04.09.22, 13-19 h (as part of the KGB week).
As part of the exhibition project modular 1-2, a residency programme will also take place in the gallery space between 1 and 15 September 2022. Italian-born artist Gianluigi M. Masucci is invited to work in the gallery spaces and present his Naples-based programme and network La congiunzione degli opposti, a graphic and relational re-mapping work through which the many realities of the city that find no visible point of connection on current maps are made visible. It is an invitation to rediscover the importance of places and human relationships through which spaces, forms of sharing, collaboration and community can be founded or renewed. We want to learn from the artist’s experience and practice and explore the question of whether something similar is possible in the gallery environment. In common conversations, actions and tours, possibilities and approaches will be explored.
[DE]
In dem zweiteiligen Projekt modular, möchte die Galerie ihre Räumlichkeiten in den Sommermonaten neu öffnen und sich verstärkt solchen künstlerischen Prozessen und Kooperationen widmen, die sich dem städtischen sowie sozialen Umfeld widmen, sich an ihm orientieren und dieses in größtmöglicher Offenheit miteinbeziehen. Nach und nach entstehen einzelne Module, die über die Zeit (zusammen-) wachsen.
Den Beginn macht das Projekt re:gen_crentral recovery space von Ross Alexander.
Die temporäre Installation zielt darauf ab, die Idee eines öffentlichen Raums, der von Menschen jeden Alters genutzt werden kann, für urbane Erholung aufzugreifen, indem es Elemente der Konzeptkunst, Architektur sowie Klang- und Lichttherapie beinhaltet. Die Installation im größten Raum der Galerie bietet Rückzug und Intimität durch großformatige Stoffbahnen und Liegeflächen
Mit dem Wachstum moderner Städte und der zunehmenden Landflucht können wir beobachten, dass urbane Räume immer mehr zu stressigen Orten des Lebens und der Existenz werden. Diese Stressfaktoren wirken sich nicht nur auf die geistige und körperliche Gesundheit der Stadtbewohner*innen aus, sondern auch auf die Produktivität und die allgemeine funktionale Harmonie innerhalb der Stadt. Während die Idee der ganzheitlichen und präventiven Gesundheit und des Wohlbefindens auf persönlicher Ebene mit dem Aufkommen einer intelligenten persönlichen Gesundheitsüberwachung und der zunehmenden Popularität von Praktiken wie Yoga und Meditation immer beliebter wird, sind gemeinsame öffentliche Räume, die der Idee von Ruhe und Erholung im städtischen Umfeld gewidmet sind, immer noch etwas Seltenes und Übersehenes.

re:gen_central recovery space knüpft genau hier an. Ein solcher Raum kann eine wichtige Rolle im städtischen Umfeld sowie in anderen kollektiv genutzten Räumen spielen, insofern er einen neuen Kontext für künstlerische Praktiken entwickelt, die darauf abzielen, das kollektive Wohlbefinden und die gegenseitige Fürsorge zu fördern.
Die Essenz des Projekts ist in Teilen von der Installation Quiet Club des Künstlers und Musikers Brian Eno inspiriert, die zwischen April und Juni 2000 in der von David Toop kuratierten Ausstellung Sonic Boom in der Londoner Hayward Gallery zu sehen war. Quiet Club war der Beginn einer Reihe von Vorschlägen für eine neue Art von öffentlichem Raum.
Etwa 12 Jahre vor der Realisierung des Quiet Club äußerte sich Eno in seinem Buch ‚New Life Of Brian‘ zu den Videoinstallationen, die die Grundlage des Projekts bildeten, wie folgt:
„So viele Leute haben zu mir gesagt, dass sie sich wünschen, dass Städte immer einen festen Ort wie diese Ausstellungen hätten. Es würde so viele Aspekte der Stadt ersetzen, die man nicht mehr findet – wie ruhige Parks, Herrenclubs, sogar ruhige Bibliotheken. Ich möchte etwas, das ein wenig mehr ist als ein Café oder eine Kunstgalerie, etwas das all diese Elemente (…) vereint.“
La congiunzione degli opposti: Neapelx Berlin
Gianluigi M. Masucci
Eröffnung: 04.09.22, 13-19 Uhr (im Rahmen der KGB-Woche)
Im Rahmen des Ausstellungsprojekts modular 1-2 findet zudem zwischen dem 1. und 12. September 2022 ein Residenzprogramm in den Räumen der Galerie statt. Der aus Italien stammende Künstler Gianluigi M. Masucci ist eingeladen, in den Räumen der Galerie zu arbeiten und sein in Neapel gegründetes Programm und Netzwerk La congiunzione degli opposti vorzustellen, ein grafisches und relationales Re-Mapping-Werk, durch das die vielen Realitäten der Stadt, die auf den aktuellen Karten keinen sichtbaren Verbindungspunkt finden, sichtbar gemacht werden. Es ist eine Einladung, die Wichtigkeit von Orten und menschlichen Beziehungen wiederzuentdecken, durch die Räume, Formen des Teilens, der Zusammenarbeit und der Gemeinschaft gegründet oder erneuert werden können. Aus den Erfahrungen und der Praxis des Künstlers wollen wir lernen und der Frage nachgehen, ob Ähnliches im Umfeld der Galerie möglich ist. In gemeinsamen Gesprächen, Aktionen und Rundgängen soll nach Möglichkeiten und Ansätzen geforscht werden.
Der Künstler ist am 6.9., 7.9. und 8.9. ab 16 Uhr in der Galerie und für Fragen und Gespräche offen.
Weitere Veranstaltungen:
11.9. 17-20h Live Zeichnen mit Gianluigi Maria Masucci in den Räumen der Galerie.

Gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Fonds für Ausstellungsvergütungen und dem Bezirkskulturfonds.