3.9. – 8. 10. 2016 Gösta Wellmer – Hölzernes Gelächter

  1. 9. – 8. 10. 2016 Gösta Wellmer – Hölzernes Gelächter

Elektromechanische Klanginstallation im Außenraum

Eröffnung: Samstag, 3. September 2016 um 19 Uhr

Wenn man den Hof betritt, beginnt es plötzlich metallisch und hölzern zu klingen. Entlang der Backsteinwand befinden sich fünf Mauerpfeiler, in denen zweireihig hölzerne und metallene Klangstäbe hängen. Von der dahinter liegenden Mechanik unsichtbar wie von Geisterhand gespielt, entspinnt sich ein die Mauer entlang schwebendes Musikstück.

In seiner Klanginstallation nähert sich Gösta Wellmer prozesshaft dem 1806 geborenen Musiker Joseph Guzikov, dem Erfinder des chromatischen Xylophons, welcher als erster Klezmer-Musiker in europäischen Musikhäusern auftrat und bereits im Alter von 31 Jahren an Tuberkulose verstarb.

Wegen dieser Krankheit musste er sein eigentliches Instrument, die Flöte, aufgeben. So erweiterte er eine frühe Form des Xylophons (erstmals abgebildet in Hans Hohlbeins Totentanz von 1523), das auch unter dem Namen Hölzernes Gelächter bekannt war, um Halbtöne. Dies ermöglichte es ihm, seinerzeit populäre Stücke, z.B. von Paganini, zu spielen.

Guzikovs Virtuosität auf diesem kargen Instrument, das im wesentlichen aus gestimmten Hölzern, die lose auf Strohbündeln lagen, bestand und mit Holzlöffeln gespielt wurde, beeindruckte seine Zeitgenossen. Porträts wurden von ihm und seinem Instrument gefertigt. Mendelssohn Bartholdy erwähnte ihn bewundernd in Briefen an seine Familie. Doch der Ruhm währte nicht lang. Geschwächt vom Reisen und Musizieren starb Guzikov bereits 1837 in Aachen.

Neben Recherchen zu Person und Mythos von Guzikov fertigt Gösta Wellmer selbst Klangstäbe und passt diese in eine Form, die sich in den Hof und die Preußische Klinkerwand neben der galerie weisser elefant fast unsichtbar einfügt. Er arbeitet an einer versteckten Spielmechanik und als Kompositionsmaterial dienen von Guzikov gespielten Stücke.

So versucht Gösta Wellmer einen Eindruck zur erzeugen, wie ihn auch der Musiker Guzikov auf ihn macht: Teil von uns und doch versteckt, geisterhaft klingend – und wenn entdeckt, ein Staunen weckend. So lacht er uns entgegen, ein junger Wilder des 19. Jahrhunderts, der in seiner Rastlosigkeit, seinem Kulturüberschreiten und mit seinem Erfindergeist gut in die heutige Zeit und an diesen Ort passen würde.