18.03. – 15.04.2017 – Jens Reinert. Malerei & Skulptur

18. März bis 15. April 2017

Jens ReinertEinfache Lösungen. Malerei & Skulptur

Eröffnung am Samstag, 18. März 2017, um 19 Uhr

Einladung_Jens Reinert

Tempelhof, Jens Reinert

Tempelhof, Jens Reinert

Jens Reinert

Jens Reinert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ganz so einfach sind die Lösungen nicht, wie der Ausstellungstitel suggeriert, eher im Sinne von unmittelbar und direkt zugreifend, als dem, was als naheliegend zu bezeichnen wäre. Die Malerei von Jens Reinert ist stets fotografisch genau und zugleich auch etwas „unscharf“, nebulös, was zur melancholischen Stimmung der einsam und verlassen wirkenden Siedlungen beiträgt, allein vom wild wuchernden Grünzeug und den Schatten der hier wohl ewig scheinenden Sonne belebt. Das alles wirkt wie die Aufnahme eines Sonntag-Morgens, an dem die Zeit stehengeblieben ist.

Die Beton-Skulpturen sind auch nur formal einfach zu nennen. Es sind Architektur-Module, die klaren Regeln folgen und mit wenig Aufwand ganze Reihen von Kombinationen und Varianten ermöglichen, aus denen das errichtet sein könnte, was in den Gemälden abgebildet ist. Solche Reduktion auf das Notwendigste ist effektiv und verlangt (oder fördert) ein hohes Maß an Abstraktionsfähigkeit. – Beides, Bilder und Modelle, schaffen gemeinsam ein intelligentes Formenspiel, das vom Betrachter verlangt, es mit seiner Phantasie zu beleben. Ein schönes Spiel!

Simone Scholten beschreibt es genauer:

„In seiner bildnerischen Praxis schält Jens Reinert Siedlungsbauten oder Unterführungen, Brücken, Tunnel, Durchgänge oder Parkdecks aus ihrem städtebaulichen Kontext heraus und präsentiert sie befreit von ihrer ursprünglichen Nutzanwendung als in sich ruhende Baukörper. Auf diese Weise ermöglicht er dem Betrachter eine neue Wahrnehmung der Gebäude, die im alltäglichen Gebrauch zumeist gar nicht auffallen und von den Nutzern schlichtweg als gegeben hingenommen werden. Dabei sind es gerade diese unspektakulären ‚Grauen Architekturen’, die das Gesamtbild der Stadt und nicht zuletzt auch das von ihr vermittelte Lebensgefühl in einem ganz erheblichen maße mitprägen. Mit einem Satz: Jens Reinerts Bildmotive sind auf bestechende Art radikal normal…

Anders als bei den die Bauformen sezierenden Plastiken spielt in der Malerei die Farbgebung der Architektur und das angrenzende, rahmende Grün eine entscheidende Rolle für die Bildkomposition. Die bewusst miteinbezogene Natur wirkt dabei wie ein Kameraobjektiv, das jeweils nur einen Teil der Gesamtarchitektur preisgibt, dafür aber die Konzentration zu schärfen vermag. Es ist die Kombination der präzise gewählten, die Linien betonenden Bildausschnitte und der aus vielen dünnen Schichten sich vom Dunklen ins Helle aufbauenden Malweise, mit ihren duftigen, leicht unscharfen Oberflächen und den intensiven Licht- und Schattenspielen, die sich auf den Häuserwänden abzeichnen, die den eigentlich gesichtslosen Fassaden der Siedlungsbauten einen stillen Glanz verleihen..“

(Simone Scholten: Radikal Normal – Die verborgenen Gesichter der Stadt. Katalog Jens Reinert ‚Neue Standarts’ 2016)