16.5. – 13. 6. 2015 Edgar Guzmanruiz – Chiaroscuro/Helldunkel

16.5. – 13. 6. 2015 Edgar Guzmanruiz – Chiaroscuro/Helldunkel

»Solange ihr das Licht habt, eilt hin zum Licht, damit euch nicht die Finsternis ergreife.«
Joh 12,35

Narzissen1

Für diese Ausstellung fotografiert der aus Kolumbien stammende Edgar Guzmanruiz Personen, die nur von einem Computer-Bildschirm beleuchtet werden, ebenso Stilleben im Licht von iPods. Mit ihren Hell-Dunkel-Effekten sind die Bilder von geradezu barocker Farbigkeit und Stimmung. Und auf diese kommt es dem Künstler vor allem an, als Kontrast zu den modernen Lichtquellen und deren Funktion als Dauerreferenz einer nächsten Generation Ego.

Das Zentrum der Ausstellung bildet ein „Teich“, in dem sich Narziss spiegelt und in sein eigenes Bild verliebt. So von Leidenschaft verzehrt, stirbt er und verwandelt sich in die Blume, die seinen Namen trägt. Damit führt Guzmanruiz immerhin eine Tradition fort, die seit der Renaissance von Künstlern wie Tintoretto, Caravaggio, Poussin und Olaf Nicolai geprägt wurde.

Letzterem kommt die Arbeit insofern nahe, als man sich selbst im künstlichen Teich spiegeln kann, doch besteht dieser aktualisiert aus Flachbildschirmen. Damit thematisiert er die Erkenntnis ganz direkt, dass wir uns verdoppeln in dem Augenblick, in dem wir uns verlieren. Eine Beobachtung neben dem Fotografieren der Porträts erweist, dass jüngere Menschen nicht mehr so lange still sitzen können, bis ein Bild von ihnen erstellt ist. Obwohl sie sich selbst betrachten, sind sie nur an flüchtigen Effekten interessiert.

Dies führt uns – über den Mythos von Narziss hinaus – zu Aktaion, der auf der Jagd nach Wild der Diana begegnet, badend in einem Weiher, und nackt. Zur Strafe für den Frevel verwandelt diese ihn in einen Hirsch. Und der wird sodann gerissen, ausgerechnet von Aktaions eigenen Hunden. Das Schicksal wendet sich gegen den, der es fordert ohne Konsequenzen zu bedenken. In Giodarno Bruno’s Buch der „Heroischen Leidenschaften“ sind die letzten Gedanken des Helden: „So spanne hoch ich die Gedanken jetzt / Zum Ziel. Allein sie wenden sich zurücke / Und reißen mich mit scharfem Biss in Stücke“.

Die Hunde des Aktaion können wir verstehen als die Geister, die man zur Hilfe rief und die doch ins Verderben führen: „und ohne Hoffnung kehrt ihr mir zurück“. – Wobei wir oben auch für den „scharfen Biss“ etwas willkürlich „Blick“ einsetzen könnten. Denn dies ist das Thema dieser Ausstellung: der Blick, der von sich selbst abgewendet überhaupt wieder etwas wie Hoffnung oder zumindest Ausblick eröffnen kann. Alle Technik, die unser Leben erleichtern soll, bleibt nur so weit sinnvoll, als sie humanen Zwecken, ja sagen wir es: Idealen dient.

Ralf Bartholomäus

 

6.Dimitrios 10.Treffen mit Carlos 3.Ciro 1.Miguel

 

 

Abbildungen Edgar Guzmanruiz