Archiv des Autors: Joana Stamer

GHOSTS

MIT NOA HEYNE & JENS BRAND

09.11.-04.02.23                                    

Die Ausstellung von Noa Heyne und Jens Brand – mit dem Titel GHOSTS – entstand nicht aus einer Zusammenarbeit in der Produktion der Werke, sondern aus einem konstruktiven Austausch. Es ging dabei weniger um das Aufteilen der Wände und Räume der galerie weisser elefant oder um visuelle Übereinstimmungen, sondern um einen Dialog, der Geister hervorrief. Während die Werke von Jens Brand fast die gesamte Galerie durch diskreten Klang bespielen, haben die Werke von Noa Heyne eine physische Präsenz und sind wie die Relikte seltsamer technologischer Maschinen zu verstehen. Jeder der beiden Künstler besetzt unterschiedliche Räume, dennoch schafft ihre Kombination in einer Ausstellung neue Bedeutungen.

Bei Jens Brand und Noa Heyne findet man Elemente eines gemeinsamen Vokabulars, so verwenden beide in ihren Werken Motoren (aber würde man denn Maler zusammenbringen, nur, weil sie mit Pinseln und Pigmenten umgehen?). In Noa Heynes Installation Satellite Cradel (2022), hauchen Motoren künstlichen Satelliten, die im großen Saal der Galerie gestrandet zu sein scheinen, Leben ein – aber wenn man ihre Bewegungen beobachtet, könnte man vielmehr von ihren letzten Atemzügen sprechen. Es sind Fragmente von Objekten, die auf den Boden gefallen sind und sich langsam mithilfe von Seilen, Laufrollen und Motoren fortbewegen. Die Motoren von Jens Brand wiederum sind kaum sichtbar, werden aber vom Künstler so eingesetzt, dass sie abstrakte Melodien „singen“. Die Arbeiten verbindet eine gewisse Ästhetik des Einfachen, Direkten, des Objekts, das so gezeigt wird, wie es ist. Die Technologie wird nicht in den Vordergrund gestellt, die Schweißnähte sind schroff, die Motoren sichtbar, ohne jegliche Form von Karosserie oder Suche nach übertriebener Raffinesse im Design. Die beiden Künstler fasziniert ein gewisses Low-Tech, das an die Anfänge der Industrie, an Experimente, Tests und Forschungen erinnert, viel mehr als fertige, abgeschlossene Produkte.

Es wäre aber auch denkbar, eine weniger formale, sondern eher konzeptuelle Verbindung zwischen den beiden Künstlern über die Idee des Science-Fiction zu finden. Manchmal führen uns Satelliten zurück zur Geschichte der Eroberung des Weltraums, zum Eintritt von Sputnik 1 in die Stratosphäre im Jahr 1957 und zur inspirierenden Kraft, die dieser Moment bei Romanautoren und Filmemachern auslöste. Fast zur gleichen Zeit, 1953, entdeckte Friedrich Jürgenson, dass er mithilfe eines Mikrofons, eines magnetischen Aufnahmegeräts und eines „Out of tune“-Radios mit Toten in Verbindung treten konnte. Diese wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Entdeckungen hatten Auswirkungen auf viele Science-Fiction-Schriftsteller, und einige ihrer Bücher wurden verfilmt – kreativ (Stanisław Lems Solaris von Andrej Tarkowski) oder illustrativ (Frank Herberts Dune von Denis Villeneuve). Aber sie sind auch Teil unseres kollektiven Gedächtnisses – und es ist selbstverständlich, dass sich Künstler immer noch von ihnen inspirieren lassen.

Satelliten sind vor allem Kommunikationsinstrumente. Während Sputnik lediglich in regelmäßigen Abständen ein „BIP“ von sich gab, spielen diese seltsamen Flugmaschinen heute eine Rolle in unserem Alltag – vor allem seit dem Ausbruch zahlreicher Konflikte auf der Welt. Das Objekt der Phantasie, Symbol der Träume und der mit der Eroberung des Weltraums verbundenen Herrschaft, steht nun für Star Wars und militärisch genutztes Internet, GPS oder – immer noch – das Telefonieren. Den Aspekt der Kommunikation findet man auch in Jens Brands Werk door (2002), in dem 16 Motoren hinter einer Tür installiert sind. Der Besucher sieht zunächst nichts, aber hört eine Stimme, ein Flüstern, ein paar Worte oder auch Vogelgezwitscher. Er muss tiefer in den Raum hineingehen, um die Geräte zu sehen, eine Ansammlung von an der Tür angebrachten Kabeln und Mechanismen. Diese Zweckentfremdung von Maschinen – d. h. ihr Gebrauch für etwas, was sie eigentlich nicht tun sollten – ist auch der Ursprung der Forschungen von Friedrich Jürgenson, der über Radiowellen mit Toten in Verbindung trat. Die von Jens Brands Werk erzeugten Geräusche erinnern übrigens auch an die Aufnahmen des schwedischen Forschers. In diesem Sinne stehen die Werke von Jens Brand und Noa Heyne in direktem Zusammenhang mit Kommunikationstechnologien. Sie handeln von einer nicht ganz so fernen Vergangenheit und einer wenig angenehmen Gegenwart. Sie beschwören und enthüllen eine gewisse Poesie, die oft hinter wissenschaftlichen Utopien und technischen Errungenschaften verborgen ist. Aber in ihrem Flüstern oder ihren langsamen Bewegungen erinnern sie uns auch daran, wie schwierig es für uns Menschen ist, sich untereinander zu verständigen, zu kommunizieren (ob mit oder ohne Hilfe einer Maschine).

Letztendlich bieten Noa Heyne und Jens Brand dem Besucher zwei Werke mit einer seltsamen Art von Interaktivität. Wenn heute alle von virtueller und erweiterter Realität (VR & AR) sprechen, wird vergessen, dass es manchmal genügt, einen Körperteil unter einen Lichtstrahl zu halten oder mit den Händen an ein paar Strängen zu ziehen, um Objekte oder Kunstwerke zu aktivieren. Noa Heyne installiert so an einer Wand Schnüre, mit denen ein Satellitenarm im Nebenraum zum Leben erweckt wird – und der Besucher wird zum Puppenspieler (im Sinne desjenigen, der in einem Marionettentheater animiert), kann aber das Ergebnis, das seine Bewegungen erzeugen, gar nicht sehen. In einem anderen Raum hingegen projiziert Jens Brand das Bild des Fußbodens selbst auf den Boden – und wir müssen unter dem Licht hindurchgehen oder aufmerksam die leichte Verschiebung des Parketts unter unseren Schritten beobachten, um uns der Illusion bewusst zu werden. Diese beiden entwaffnend einfachen Werke, die ohne Motoren auskommen, zeigen, dass auch eine Anwesenheit der Lebenden notwendig ist, um Geister in Bewegung zu setzen.

Vor langer Zeit formulierte Marcel Duchamp: „A GUEST + A HOST = A GHOST“. Ihn interessierten eingängige Wortspiele und Geistesblitze, die Gedanken auslösen können, aber er vermittelt damit auch eine eindrucksvolle Definition des Dialogs und der Kommunikation. Der Gast spricht zum Gastgeber, der Gastgeber antwortet, sie tauschen sich über Ideen, Anekdoten und Erinnerungen aus und erschaffen dabei einen Geist. Wer von Jens Brand oder Noa Heyne ist hier der Gast? Wer ist der Gastgeber? Keiner der beiden Künstler nimmt eine führende Rolle ein, aber sie erschaffen gemeinsam und zwischen den Zeilen lebendige Geister.

Thibaut de Ruyter

[EN]

The exhibition GHOSTS, showing  works by Noa Heyne and Jens Brand, did not arise from a collaboration but from a constructive exchange. It was not so much a matter of dividing the walls and spaces of the galerie weisser elefant or of visual correspondences, but of a dialogue that evoked spirits. While Jens Brand’s works occupy almost the entire gallery through discrete sound, Noa Heyne’s works have a physical presence and can be understood as the relics of strange technological machines. Each of the two artists occupies different spaces, yet their combination in an exhibition creates new meanings.

In both artists’ works, one finds elements of a common vocabulary; for example, both use motors in their works (but would one bring painters together just because they handle brushes and pigments?). In Noa Heyne’s installation, Satellite Cradle (2022), motors breathe life into artificial satellites that seem to be stranded in the gallery’s great hall – but watching their movements, one could rather speak of their last breaths. They are fragments of objects that have fallen to the floor and slowly move forward with the help of ropes, pulleys and motors. Jens Brand’s motors, on the other hand, are barely visible, but are used by the artist in such a way that they „sing“ abstract melodies. The works are united by a certain aesthetic of the simple, the direct, the object shown as it is. The technology is not put in the foreground, the welds are rough, the engines are visible, without any work on the surrounding body or excessive sophistication in design. The two artists are fascinated by a certain low-tech, reminiscent of the beginnings of the industry, with experiments, tests, and research, much more than by finished, completed products.

But it would also be conceivable to find a less formal, more conceptual connection between the two artists via the idea of science fiction. Sometimes satellites take us back to the history of the conquest of space, to the entry of Sputnik 1 into the stratosphere in 1957 and to the inspirational force that this moment triggered in novelists and filmmakers. Almost at the same time, in 1953, Frederick Juergenson discovered that he could communicate with the dead with the help of a microphone, a magnetic recording device, and an „out of tune“ radio. These scientific or pseudoscientific discoveries had an impact on many science fiction writers, and some of their books were made into films – creative (Stanisław Lem’s Solaris by Andrei Tarkovsky) or illustrative (Frank Herbert’s Dune by Denis Villeneuve). But they are also part of our collective memory – and it is natural that artists still draw inspiration from them.

Satellites are first and foremost instruments of communication. While Sputnik merely emitted a „BIP“ at regular intervals, these strange flying machines now play a role in our everyday lives – especially since the outbreak of numerous conflicts around the world. The object of fantasy, symbol of dreams and of the domination associated with the conquest of space, now stands for Star Wars and militarily used Internet, GPS or – still – phone calls. The aspect of communication can also be found in Jens Brand’s work door (2002), in which 16 motors are installed behind a door. The visitor sees nothing at first, but hears a voice, a whisper, a few words or even birdsong. She has to go deeper into the room to see the devices, a collection of cables and mechanisms attached to the door. This misappropriation of machines – that is, their use for something they were not supposed to do – is also the origin of the research of Friedrich Jürgenson, who used radio waves to communicate with the dead. Incidentally, the sounds produced by Jens Brand’s work are also reminiscent of the Swedish researcher’s recordings. In this sense, the works of Jens Brand and Noa Heyne are directly related to communication technologies. They deal with a not-so-distant past and a less pleasant present. They evoke and reveal a certain poetry that is often hidden behind scientific utopias and technical achievements. But in their whispers or slow movements, they also remind us how difficult it is for us humans to interact with one another, to communicate (whether with or without the help of a machine).

In the end, Noa Heyne and Jens Brand offer the visitor two works with a strange kind of interactivity. When everyone talks about virtual and augmented reality (VR & AR) today, it is easy to forget that sometimes it is enough to hold a part of the body under a beam of light or pull a rope with your hand to activate objects or artworks. Noa Heyne, for example, installs ropes through a wall that bring a satellite sculpture in the next room to life – and the visitor becomes a puppeteer (the one who animates the puppet in a puppet theater), but cannot even see the outcome of his movements. In another room, Jens Brand projects the image of the floor onto the floor itself, and we have to walk under the light or carefully observe the slight shifting of the parquet under our steps to become aware of the illusion. These two disarmingly simple works, without motors, show that a presence of the living is also necessary to set spirits in motion.

Long ago, Marcel Duchamp formulated the equation „A GUEST + A HOST = A GHOST.“ He was interested in catchy puns and flashes of inspiration that can trigger thoughts, but in doing so he also conveyed a striking definition of dialogue and communication. The guest speaks to the host, the host responds, they exchange ideas, anecdotes, and memories, creating a spirit. Who of Jens Brand or Noa Heyne is the guest here? Who is the host? Neither artist takes a leading role, but they create living spirits together and between the lines.

Thibaut de Ruyter

 

 

 

 

 

 

 

DER ARCHÄOLOGISCHE GESTUS – CLARA BRÖRMANN

CLARA BRÖRMANN
DER ARCHÄOLOGISCHE GESTUS
14. 5. – 9. 7.2022

Im Gegensatz zur digitalen Kunst ist es das Privileg analoger Kunstwerke aus ähnlichem ‚Stoff‘ gemacht zu sein wie die Menschen. Ihre materielle Oberfläche atmet die gleiche Luft, ist ebenso angreifbar durch physische oder chemische Einflüsse, ihre Erscheinung verändert sich mit dem  wechselhaften Licht und der Bewegung ihres Betrachters.

Raum und Zeit als eng an die materielle und menschliche Konstitution angebundene Größen finden sich in Clara Brörmanns Werk auf verschiedenen Ebenen – von der an der Bildoberfläche ablesbaren, prozessualen Arbeitsweise, über die Bildstrukturen und den aus ihnen abgeleiteten Assoziationen bis zur Titelgebung.

„Ende und Anfang“, heißt das zentrale Werk dieser Ausstellung. Zwei hohe schmale Leinwände stehen dem Betrachter, menschlichen Maßen gleich, gegenüber und spiegeln einander in ihrem identischen Aufbau. In der Gesamtschau ergibt sich ein Kreis, der die Leinwände oben überwindet und unten von einer angeschnittenen weißlichen Sichel eingefasst wird. In warmen Orangetönen breiten sich innerhalb des nochmals visuell geteilten Kreises von vier achsensymmetrischen Punkten Strahlen aus, die sich nicht überlappen. Das ganze wird von einer dunkelblauen Rahmung gefasst, die sich über die Tiefe des Keilrahmens fortsetzt. Der grafisch exakt angelegten Linienführung der Bildstrukturen widersetzt sich eine raue und brüchige Faktur. Zwischen den Strahlen ist die graue Leinwand offengelegt, an den Bruchkanten zeigen sich die übereinanderliegenden Farbschichten.

Woran man sich auch erinnert fühlen mag, an eine abblätternde Fassaden-Reklame mit Sonnenaufgang am Strand oder an ein zerschlissenes, irisierendes Werk der Op-Art – es ist diese gebrochene Farbfaktur, welche das Bild in das Moment von materieller Vergänglichkeit, von Zeitlichkeit hineinzieht und lesbar macht als Resultat eines Prozesses, in dem die Farbe nicht als Illusionsmittel dient, sondern als Arbeitsmaterial der Malerei sichtbar wird.

Diese prozessuale Bilderscheinung bei Clara Brörmann geht auf eine spezifische Arbeitsweise der Künstlerin zurück, die einmal mit einer archäologischen Ausgrabung verglichen wurde. Wie eine Archäologin, die über viele Jahre abgelagerte Erdschichten von einem Artefakt löst, arbeitet sich die Künstlerin durch die materiellen und zeitlichen Schichten ihres Werks, legt diese und partiell mit der Leinwand den ‚Anfang‘ frei.

Wiederkehrend ist auch das Motiv des Kreises bzw. von Strahlen, die sich zirkelförmig von einem Zentralpunkt ausgehend ausbreiten und zugleich auf ihn zurückweisen. Die Deutung des Motivs als Sonne wäre insofern schlüssig, als diese auch in der Form eines Wagenrades die Ur-Symbolik für das Vergehen von Zeit darstellt. Der Ausgangspunkt der Künstlerin besteht hier allerdings im bildlichen Zusammenschluss zweier Ideen der Renaissance, welche den Menschen und seine Umgebung in idealen Proportionen zu erfassen suchte. Der vitruvianische Mensch konnte von Leonardo stimmig in Kreis und Quadrat gefügt werden, indem er ihnen jeweils einen eigenen, versetzten Mittelpunkt gab. Die gegeneinander verschobenen Strahlenkreise bei Brörmann weisen zudem auf die Konstruktion der Zentralperspektive, deren Projektionsstrahlen sich in einem gemeinsamen Fluchtpunkt bzw. deren Sehstrahlen sich im starren Augpunkt treffen. Indem die Künstlerin ihre Geometrien bricht, versetzt und umkehrt, bringt sie nicht nur das Auge des Betrachters in Bewegung. Das Bild als proportionales und physisches Gegenüber animiert den Betrachter seinen gesamten Körper in Bewegung zu setzen. Auf diese Weise werden die mehrschichtigen und mehrdimensionalen Aspekte von Clara Brörmanns Werken überhaupt erst richtig wahrnehmbar.

Und so ist es auch mit den menschlichen Pendants: Wollen wir uns wirklich erkennen, bewegen wir uns am besten gemeinsam in einem Raum, in dem dasselbe Licht auf unsere Körper fällt.

(Text von Dr. Cora Waschke)

Clara Brörmann (*1982) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Bildende Kunst bei Prof. Daniel Richter, Prof. Anselm Reyle und Prof. Robert Lucander an der Universität der Künste in Berlin.

Digital in Berlin 2022 x gwe

galerie weisser elefant x Digital in Berlin w/ Luciano Chessa, Lucio Capece, Lottie Sebes and Judith Hamann | 20.08 & 24.09.2022

Wir freuen uns riesig über die diesjährige Zusammenarbeit mit Digital in Berlin. Die Reihe findet an zwei Terminen in der galerie weisser elefant statt und präsentiert den italienischen Musiker und Komponisten Luciano Chessa, den argentinischen Bassklarinettisten Lucio Capece, die australische Cellistin Judith Hamann und die Klangkünstlerin Lottie Sebes.

Digital in Berlin ist eine Plattform für Musik zwischen Avantgarde, Popkultur und interdisziplinärer Kunst. Digital in Berlin unterstützt, berät und entwickelt kollaborative Kulturangebote, schafft Sichtbarkeit für sparten- und spartenübergreifende Veranstaltungen und hilft, kulturelle und künstlerische Potenziale wirtschaftlich besser zu nutzen. In den letzten Jahren hat Digital in Berlin mit den verschiedensten Kunstinstitutionen in der ganzen Stadt und der Region zusammengearbeitet – vom Kunsthaus Dahlem und dem Brücke-Museum bis zum Bärenzwinger im Köllnischen Park und der Galerie Bernau in Brandenburg.

Die Kooperation findet im Rahmen der Ausstellung modular 1-2 statt, welche verschiedene partizipative Projekte und Ansätze einlädt und versucht, sich vermehrt künstlerischen Prozessen zu widmet. Die Entwicklung von Modulen und Netzwerken basiert auf dem Konzept der Zusammenarbeit. Im Zuge solcher Kooperationen ermöglicht die zweiteilige Konzertreihe in Zusammenarbeit mit Digital in Berlin eine Plattform für eine Vielzahl neuer Formate und Partnerschaften für die Galerie.

Luciano Chessa ist Komponist, Dirigent, audiovisueller Künstler, Performance-Künstler und Musikhistoriker. Seine Aufführung „intensiv visueller Partituren“ in einem von ihm kuratierten Konzert für das New Yorker Roulette im vergangenen Dezember wurde von Anthony Tommasini, dem Chefkritiker für klassische Musik der New York Times, als „packend“ bezeichnet. Zu Chessas Kompositionen gehören Cromlech, ein großes Orgelstück, das er im Mai 2018 in der Town Hall in Melbourne als Teil eines Solo-Orgelkonzerts uraufgeführt hat, für das über 2.200 Tickets gebucht wurden; die Oper Cena oltranzista nel castelletto al lago – ein Werk, das experimentelles Theater mit Reality-TV verbindet und von den Darstellern über 55 Stunden Fastenzeit verlangte – und A Heavenly Act, eine Oper, die vom San Francisco Museum of Modern Art in Auftrag gegeben wurde, mit einem Originalvideo von Kalup Linzy.

Lucio Capece ist ein in Berlin lebender argentinischer Musiker. Neben seiner Soloarbeit als Komponist elektroakustischer Musik und perzeptiver Klangkünstler ist Capece seit mehr als zwei Jahrzehnten als Bassklarinettist und Sopransaxophonist aktiv und arbeitet in den Bereichen freie Improvisation und minimale Musikinterpretation. Er hat mit Musikern wie Mika Vainio, Vladislav Delay, Kevin Drumm, Olivia Block, Rasha Ragab und Katie Porter zusammengearbeitet, um nur einige zu nennen. Mit Veröffentlichungen bei Labels wie Editions Mego, Pan, Erstwhile und Mode. Hier ist sein Stück aus dem Jahr 2021, erschienen bei Entr’acte und Stellage, Epimoric Tide.

Judith Hamann ist eine Cellistin und Performerin/Komponistin aus Naarm/Birraranga (Melbourne), Australien, die jetzt in Berlin lebt. Judiths Aufführungspraxis erstreckt sich über verschiedene Genres, die Elemente der improvisierten, zeitgenössischen klassischen, experimentellen und populären Musik umfassen.

Lottie Sebes‘ Veritas Ventriloquist ist eine Performance- und Klangarbeit, die die historischen Verflechtungen von Geschlecht, Stimme und Technologie hinterfragt, transformiert und nutzbar macht. Im Mittelpunkt dieser Performance steht die Veritas Machine – eine laute, dynamische Frau-Maschine-Schnittstelle, die aus zerlegten und neu geschmiedeten Nähmaschinen besteht und als Instrument und Vokalsynthesizer neu konzipiert wurde.

ART CRIT NIGHT: HOLD MY CUP 4.8.+18.8.+1.9.+15.9.

Im Rahmen des Ausstellungsprojekts modular 1-2 wollen wir uns vermehrt dem Prozess und der künstlerischen Produktion widmen und laden Studierende, Kunst- und Kulturschaffende ein, ihre unvollendeten Arbeiten in der Reihe „Hold my Cup“ in der galerie weisser elefant zu präsentieren. Wir wollen eine offene und flexible Basis für Dialog, Fragen und Feedback sowie eine Plattform für interdisziplinäre und multiperspektivische Ansätze, Teilhabe und Begegnungen schaffen. Dazu laden wir Experten aus verschiedenen Disziplinen sowie Nachbarn und Interessierte ein, um gemeinsam über künstlerische Arbeiten zu sprechen, die noch im Entstehen sind. Ziel ist es, sehr unterschiedliche Arbeiten (ca. 3 pro Veranstaltung) zusammenzubringen und einen interdisziplinären Dialog zu ermöglichen. Malerei trifft auf Video, literarische Texte auf Fotografie, aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven kann ein breiter Austausch entstehen, der bei schönem Wetter im Innenhof der Galerie stattfindet.

Du möchtest eine Arbeit präsentieren?

Schreib uns eine Mail an: mail@galerieweisserelefant.de

Konzept + Moderation: Patricia Detmering, Ariane Hakami & Lara Huesmann

[EN]

As part of the exhibition project modular 1-2, we intend to devote more attention to process and artistic production by inviting students, artists and culture professionals to present their unfinished works in the series „Hold my Cup“ at galerie weisser elefant. With this series we wish to create an open and flexible basis for dialogue, questions and feedback as well as a platform for interdisciplinary and multi-perspective approaches, participation and encounters. Invited are experts from various disciplines as well as neighbours and interested parties to discuss artistic works still in the making. The aim is to bring together diverse works (approx. 3 per event) and to facilitate an interdisciplinary dialogue. Painting meets video, literary texts meet photography, in each case a broad exchange can arise from varied perspectives. The events take place in the inner courtyard of the gallery when the weather is fine, otherwise meet us upstairs!

Would you like to present a work?

Send us an email at: mail@galerieweisserelefant.de

Concept + moderation: Patricia Detmering, Ariane Hakami & Lara Huesmann

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Crit Night// No 1

With: Any Angel, Jasmin Veeh & So Kanno

 

Foto: ©Ariane Hakami

Crit Night// No 2

With: Arlo Tomecek, Johannes Jakobi, Paula Carralero Bierzynska

Crit Night// No 3

With: Katrin Hunze and Skyler Hill

Crit Night// No 3

With: Nancy Görlach, Tabea Magura und Gwendolen v.d. Linde

Fotos: ©Ariane Hakami

HELL 2. 10. – 6. 11. 2021

ANNA NIEDHART – HELL

2. 4. – 7. 5. 2022

ERÖFFNUNG: SAMSTAG 2. 4. 2022 │ 17 – 21 UHR

Der Sonne Abend
Ist dem Schatten heller Tag
Warten auf die Nacht.

Anna Niedharts Malerei sowie ihre Zeichnungen sind bildgewordene Irritationen, die den Rissen an den Wendestellen von Ordnung und Chaos entströmen. Sie entstehen in halbautomatischen Handlungsprozessen mit freien Zeichenspuren und fließender Farbe auf Papier, Leinwänden und dem digitalen Screen und stehen für eine vibrierende Dialektik des Vagen und Konkreten.

Anna Niedhart studierte an der HBK Braunschweig und gründete Rainbow Unicorn, ein Kreativstudio mit Sitz in Berlin. Anna Niedhart stellte u.a. im Glue Berlin, xpinky Berlin, in der Sammlung Simonow sowie in der Kunsthalle Seoul, Südkorea aus.

VERMITTLUNG

2023

„Self-Portrait of War“: ART LAB for Ukrainian teenagers

This is a free workshop on creating plaster masks, connected to the current exhibition „The Artist as Prophet“. The masks shall help the participants to free themselves from their accumulated fear of war and the pain of leaving their home and loved ones. A mask is what we wear every day when we go out into society, we might hide our true feelings, thoughts and experiences. That can lead to the accumulation of negative emotions and stress with a strong effect on physical and psychological health.

After a tour through the exhibition, the workshop starts with a discussion round connected to the artworks with curator Tanya Stas and the artist Olena Legkoduh. In the second part of the workshop the participants will draw their own sketches of masks and start creating them. The next day, they will decorate them and make them into a group installation, which will be called „Self-Portrait of War“.

The workshop is free of cost and aimed at young people aged 12 and over.

Language: Ukrainian

Workshop leaders:
Tanya Stas: Curator & Visual Arts Director

Olena D.: Artist and teacher

When: 12.09-13.09 (Tuesday-Wednesday), 4-7 pm
Where: galerie weißer elefant, Auguststraße 21, 10117 Berlin

Contact for inquiries: vanessa.göppner@ba-mitte.berlin.de

Registrationhttps://forms.gle/jkpm7NVRv6yG2BJX6

Project supported by Bezirksamt Mitte von Berlin, Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte. Founded by Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt


„Self-Portrait of War“: ART LAB für junge Menschen ab 12 Jahre

In diesem Workshop zur aktuellen Ausstellung „The Artist as Prophet“ setzen sich die Teilnehmer*innen mit der Ausstellung und persönlichen Kriegserfahrungen auseinander und stellen unter künstlerischer Anleitung Gipsmasken her. Viele von uns haben das Gefühl, eine Maske aufsetzen zu müssen, wenn sie nach draußen gehen, um wahre Gefühle und Gedanken zu verbergen. Dies kann zu emotionalem Stress und körperlicher Anstrengung führen. Die Herstellung einer persönlichen Maske soll den Teilnehmer*innen die Möglichkeit geben, kriegsbedingten Ängsten und Erfahrungen rund um die Flucht aus der eigenen Heimat und dem Verlassen bzw. Verlust nahestehender Menschen eine Form zu geben und sich ein wenig davon befreien zu können.

Der Workshop beginnt mit einem Rundgang und einer Gesprächsrunde über die Kunstwerke mit der Kuratorin Tanya Stas und der Künstlerin Olena D. Im zweiten Teil des Workshops entwerfen die Teilnehmer*innen Skizzen für ihre Maske und fangen an diese herzustellen. Am zweiten Tag werden die Masken verziert, finalisiert und zu einer Gruppeninstallation mit dem Titel „Self-Portrait of War“ zusammengefügt.

Der Workshop ist kostenlos und richtet sich an junge Menschen ab 12 Jahren.

Sprache: Ukrainisch

Workshopleitung:
Tanya Stas: Kuratorin & Visual Arts Director
Olena D.: Künstlerin & Pädagogin

Wann: 12.09-13.09 (Dienstag-Mittwoch), 16:00-19:00 Uhr
Wo: galerie weißer elefant, Auguststraße 21, 10117 Berlin

Kontakt für Rückfragen: vanessa.göppner@ba-mitte.berlin.de

Anmeldunghttps://forms.gle/jkpm7NVRv6yG2BJX6

Ein Projekt des Fachbereiches Kunst, Kultur und Geschichte, Bezirksamt Mitte. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt


OPEN ART LAB: The Artist as Prophet

01.09.2023 & 09.09.2023

Am Freitag, den 01. September, sowie am Freitag, den 09. September 2023, findet eine offene Kunstwerkstatt im Rahmen der aktuellen Ausstellung „The Artist as Prophet“ statt.

Das Angebot mit der Künstlerin und Kunstpädagogin Maryna Lavrenyuk (in deutscher und ukrainischer Sprache) lädt Jugendliche ab 12 Jahren dazu ein, die Ausstellung gemeinsam zu betrachten, darüber zu reflektieren und anschließend mithilfe von Collagen und Zeichnungen eigenen Werke zu erschaffen, die von den Eindrücken der Ausstellung inspiriert sind.

Anmeldungen unter: vanessa.goeppner@ba-mitte.berlin.de

Ort: galerie weisser elefant, Auguststraße 21, 10117 Berlin

Der Besuch ist auch spontan möglich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

2022

MAKING OF modular: Den Raum Beleben

Ein Workshop mit Mädea.

-Konzept von Gwendolen van der Linde-

Im Rahmen des Projekts modular 1-2 wollen wir den künstlerischen Prozess auch als Vermittlungsmöglichkeit für junge Menschen nutzen und zugänglich machen. Es geht um Teilhabe und einen offenen Austausch, Fragen stellen, Antworten reifen lassen, den zunächst leeren Raum mit Leben füllen. Passend dazu beschäftigen sich die geladenen Künstler*innen Ross Alexander, John Reardon, Valentina Karga und Gianluigi M. Masucci alle auf unterschiedliche Art mit dem öffentlichen Raum und versuchen partizipative Projekte zu verwirklichen.

An vier Tagen im August und September sind Exkursionen mit Mädchen verschiedener Altersgruppen des interkulturellen Zentrums MÄDEA am Gesundbrunnen zur galerie weisser elefant geplant um die eingeladenen Künstler*innen zu treffen und mit ihnen in einen Austausch zu kommen. Eingebettet sind diese Exkursionen jeweils in einen Vorbereitungs- und einen Nachbereitungs-Workshop, in dem sich die Teilnehmerinnen aus sehr diversen, oft kunstfernen Lebensräumen selber künstlerischen Prozessen und Fragestellungen widmen können. Hierbei soll den Teilnehmerinnen größtmögliche Freiheit in ihrem eigenen Ausdruck überlassen werden. Sie können tanzen, sie können malen, sie können Theater machen, sie können filmen, sie können kochen, sie können vor allem spielen und spielerisch Erleben und Beleben.

Zentraler Bestandteil des Workshops wird das Format des Interviews werden, indem jedoch die klassischen Rollen, wer wen befragt, wessen Antworten zählen und wer nur zuhört, hinterfragt werden. So sollen und dürfen die Mädchen einander befragen, die Künstler*innen befragen, und von den Künstler*innen befragt werden. Dadurch entstehen bunt gemischte Interviewformate, ein hoffentlich reger Austausch und ein Wegbewegen von den klassischen Frage-Antwort-Formaten und Dokumentationsmaßstäben. Es geht nicht um richtige oder falsche Fragen sondern vielmehr darum, die wertfreie Neugier für einander und für den öffentlichen Raum in uns allen zu wecken.

Im Sinne der Prozessorientiertheit gibt es als Produkt vor allem das Making Of, eine filmische Dokumentation dessen, was entsteht, wenn wir einander in diesem Kontext begegnen.

TEIL 1:

Daten: 10.08. & 17.08. (+ ein späterer Termin im Sept/Okt mit anderen KünstlerInnen)

Zeit: jeweils 4 Stunden

Ort: MÄDEA

In der Vorbereitungssitzung beginnen wir mit gegenseitigen Interviews: Was ist Kunst für euch? Habt ihr ein Lieblingswerk? Was habt ihr gesehen oder erlebt? Macht ihr selber gern Kunst? Die Mädchen werden auch aufgefordert eigene Fragestellungen zu entwickeln, was wiederum ihre Kreativität und Auseinandersetzung / Reflexionsgabe fördert.

TEIL 2:

Daten: 11.08. & 18.08. (+ ein späterer Termin)

Zeit: jeweils 4 Stunden

Ort: Galerie Weisser Elefant

Ergebnisoffen wollen wir erstmal den Raum wahrnehmen und schauen was da ist und was die Teilnehmenden daraus machen. Wir haben wieder eine Reihe möglicher Interview-Fragen für und mit den Künstler*innen und Teilnehmenden, denen wir uns wieder widmen können: Was seht ihr hier? Was macht das mit euch? Was gefällt, was gefällt nicht? Wie könnt ihr euch selber einbringen?

Mit den Künstler*innen in der Galerie wollen wir den Raum beleben, etwas filmen, was nachher zusammengeschnitten und im Raum wiederum präsentiert werden kann. Wir fragen auch die Teilnehmenden nach ihren eigenen Bedürfnissen. Die Mädchen werden so eingeladen sich selbst spielerisch mit künstlerischen Prozessen auseinanderzusetzen.

TEIL 3:

Daten: 12. & 19.08. (+ 1 späterer Termin)

Zeit: jeweils 4 Stunden

Ort: MÄDEA

In einer Nachbereitungssitzung schauen wir uns an, was wir gefilmt haben und beginnen ein Making Of zusammen zu schneiden, reflektieren das Geschehene und schließen mit einem gemeinsamen Abendessen ab.

Teil 4:

Abschlusspräsentation des MAKING OF in der Galerie Weisser Elefant.

Gwendolen van der Linde

Als freischaffende Filmemacherin und Medienpädagogin beschäftigt sich Gwendolen van der Linde, die den Workshop anleiten wird, vor allem mit Fragen nach Selbst-Bild/Repräsentation und Berührungs-Momenten im Miteinander mit und beim Film & Filmemachen. Wie können wir durch filmische Mittel von uns selber erzählen und einander auf diese Art näherkommen und besser verstehen lernen?

Diesen Fragen nachgehend, wurde bereits in den Monaten Juni und Juli das Projekt „MISS FALLEN“ im MÄDEA von und mit den Mädchen des Zentrums umgesetzt, sodass eine persönliche Bindung zu den Teilnehmerinnen bereits hergestellt ist. Auch im Projekt MISS FALLEN bildeten gegenseitige Interviews den Kern des filmischen Anliegens. Aus den Interviews entstanden wiederum (nach-)gespielte Szenen, in denen die Teilnehmerinnen ihre Erlebnisse reflektieren und selbstständig verändern und umdeuten durften. MISS FALLEN fokussierte darauf, was den Mädchen und jungen Frauen peinlich ist, und wie sie selbst gesehen werden wollen, und gab ihnen einen Raum miteinander darüber zu reflektieren.

Gwendolen van der Linde arbeitet seit 2021 mit dem Verein Juventus e.V. an medienpädagogischen Projekten an Schulen und Jugendclubs. Hier entstanden bereits viele fiktionale Kurzfilme unter ihrer Anleitung und stets nach Ideen der Jugendlichen selber. MISS FALLEN war ihr erstes selbst konzipiertes Projekt, auf das nun weitere folgen. Zuvor war Gwendolen van der Linde spartenübergreifend und interdisziplinär beschäftigt, als Produktionsassistentin bei verschiedenen Filmproduktionen und als Lehrbeauftragte an der Universität Hildesheim, an der sie ihren Bachelor und Master in den Kulturwissenschaften mit Hauptfach Medien absolvierte.

Mit Studierenden ging sie bereits ähnlichen Fragen nach und setzte Theater- und Filmprojekte zum Themenbereich Peinlichkeit, (filmische) Selbstdarstellung und intersektionalem Feminismus um. Auch ihre akademischen Arbeiten konzentrierten sich auf die Selbstdarstellung von Frauen in autobiografischen und autofiktionalen filmischen Werken. Als Filmschaffende hat sie viele eigene Kurzfilme, zuletzt von der nordmedia Filmförderung gefördert „Fegt Uns Weg“ (2020), sowie Auftragsproduktionen umgesetzt. Hier wurde ihr Interesse am Format Interview bereits 2014 durch ein universitäres Seminar mit Praxisanteil entfacht, innerhalb dessen sie den Utopival Mitmachkongress dokumentierte und faszinierende Persönlichkeiten interviewen durfte, wie den Postwirtschaftswissenschaftler Niko Paech und den „hartz 4-Möbel“-Architekten und Karma-Ökonom Van Bo Le-Mentzel. Diese Interviews (siehe YouTube) nahmen den Charakter eines gemeinsamen Gesprächs an. Dies ist nun auch die filmische Herangehensweise, mit der Begegnungen innerhalb dieses Workshops zwischen mutmaßlich sehr unterschiedlichen Menschen aus diversen Lebensräumen ermöglicht und gerahmt werden. Bestenfalls wird so jedem mit Stimme und Ohren möglich gemacht, gehört zu werden und zuzuhören.

2021

DIE STADT MALEN

Ein philosophisch-experimenteller Vermittlungsworkshop

18.10.2021 – 22.10.2021

„Wir suchen Spuren. Wir gehen vor und zurück. Wir nehmen uns Zeit. Wir denken uns weg. Wir denken uns hinzu. Wir tragen Schichten auf und ab. Wir übermalen. Wir legen frei. Wir verändern.Wir denken über das nach, was abwesend ist. Wir erschaffen neue Kontexte und erfinden alternative Funktionen. Wir erkunden den (Stadt-)raum und seine Sprache. Wir stellen Fragen. Wir widersetzen uns.“

In verschiedenen Aktionen innerhalb der Stadt und in der galerie weisser elefant näherten
wir uns experimentierend dem Werk des französischen Künstlers Matthieu Martin.
In dem Workshop ging es ums Erkunden und Ausprobieren, um Neugier und Lust
am Spielen und Gestalten. In Auseinandersetzung mit den Werken des Künstlers wollten
wir herausfinden, inwiefern Kunst zur Neuentdeckung des eigenen Alltags beitragen kann.
In Stadterkundungen haben wir auf möglicherweise bisher noch nicht bewusst
wahrgenommene Regeln und Strukturen aufmerksam gemacht, die den eigenen Alltag
bestimmen, und auf Augenhöhe mit den Kindern zu Fragen rund um das städtische
Zusammenleben anregten.
Im Zusammenspiel von Photographie und vielerlei Farben entstanden selbst
gestaltete Plakate, mit denen die Kinder ihren eigenen Wünschen, Vorstellungen, Fragen
und Antworten zu ihrem alltäglichen Stadtraum Ausdruck verleihen konnten.

Das Vermittlungsprogramm wird ermöglicht durch den Bildungsverbund „Educationnetzwerk der kommunalen Galerien“ und gefördert durch das Programm „Lokale Bildungsverbünde nachhaltig sichern und stärken“ der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.

Workshopleitung:
Felix Janiszewski, Vreda Marschner, Johannes Richter

Begleitend zur Ausstellung:
Matthieu Martin — ZURÜCK BLEIBEN
2.10.2021 – 6.11.2021
www.galerieweisserelefant.de
In Kooperation mit dem Fachbereich
Kunst, Kultur und Geschichte des Bezirksamts Mitte von Berlin

ZURÜCK BLEIBEN 2. 10. – 6. 11. 2021

MATTHIEU MARTIN – ZURÜCK BLEIBEN

2. 10. – 6. 11. 2021

ERÖFFNUNG: SAMSTAG 2. 10. 2021 │ 13 – 19 UHR

 

Video: Elma Riza

Matthieu Martin scheint als Künstler „verrückt“ zu sein, wie man einen Stuhl verrücken kann oder – in größerem Maßstab: die Welt aus den Angeln heben. Dabei entstehen die Sprünge in seinem Werk gerade aus dem Interesse an eben dieser Welt, im Großen wie im Kleinen. Und immer ist in der Begegnung mit ihm, dem Werk, auf beides zu achten: Distanz und Nähe zugleich.

Allein die „Sprünge“ können ganz Verschiedenes bedeuten, sprichwörtlich eben wie der „Sprung in der Schüssel“ für einen, der etwas „neben der Tasse“ steht, die wiederum auch einen Sprung haben kann und, so hübsch sie sonst auch sein mag, einfach unbrauchbar ist.

Gleiten wir ab? Ja, genau wie den Künstler die Bedeutungen „neben der Spur“ interessieren: die Absperrungen zum Beispiel, die uns von wertvollen Kunstwerken trennen und diese vor uns schützen sollen. Dabei fällt ihm auf, dass etwas auch deshalb wertvoll scheinen oder gar werden kann, weil es nicht erreichbar ist.

Der Abstand kann dafür nicht selbst verantwortlich sein, denn dann müsste in uns das Gebot der Distanz sofort für jeden fremden Menschen mehr Achtsamkeit erwecken. Oft aber scheint genau das Gegenteil wahr zu sein. Also muss wohl die Intimität zum anderen den Ausschlag geben, wie stark uns die Trennung von ihm berührt. Weiter Entfernte bleiben dagegen nicht nur fremd, sondern werden gern noch mehr auf Abstand gehalten als zuvor. Überraschend näher kommt uns trotzdem das Leid der anderen, wenn es nur weit genug wegbleibt – eine überaus überraschende Regung des menschlichen Gemüts.

Diese Gedanken führen nicht von der Kunst weg, sondern vielmehr zu ihr hin. Denn es gilt heute mehr denn je die Frage, wie Emotionen zu vermitteln sind zwischen Resignation und Zuversicht, für die es wohl zugleich keinen oder jeden Grund gäbe. Die Arbeit von Matthieu Martin wird in diesem Sinn wirksam, dass sie die Aufmerksamkeit auf Details wie zugleich auf größere Zusammenhänge verlangen und fördern kann. Sie sind allgemein auf Steigerung von Aufmerksamkeit aus, wie wir es auch von komplizierten Musikstücken und anderen avancierten Werken kennen.

Man kann in einem (nicht nur) profanen Sinn von einer Kunst der Offenbarung sprechen, weil sie unsere Sinne auf die Wahrnehmung von Zusammenhängen des Großen & Ganzen richtet, die wir sonst nur allzu gern verdrängen. Philosophische Texte reagieren schon sehr viel länger auf solche Fragen, seit dem Beginn des Industriezeitalters. Völker mit natürlich gebliebenen Wurzeln im ursprünglichen Wissen um die Kräfte und Balancen des Kosmos mahnen gar seit dem Beginn der „Zeit“, diese Welt mit Liebe zu achten.

In einem dagegen vielleicht banalen, aber sehr schönen Text zum Ende unserer Existenz sagt Peter Trawny („Ins Wasser geschrieben“), der zum Weltenende nicht ganz zu Unrecht auch Ausbrüche von Gewalt befürchtet: „Die Gemeinschaft des Todes könnte in eine einzigartige Gemeinschaft der Verlorenen, der Liebe umschlagen. Unendliche Zuwendung – alles wäre Abschied, alles Nähe, alles Verlust. Wir würden die letzten Entscheidungen frei treffen. Aber es wird zu spät gewesen sein“. Wir sind so frei…

A/SYNCHRON

Installation von Aurélie Pertusot

04.09.-25.09.2021

Performance: 18.09.21 19 Uhr

Die Veranstaltung findet im Rahmen des KW-Jubiläums statt und wird gefördert durch Draussenstadt.

Die Veranstaltung findet draußen im Hof des Museums statt und ist entgeltfrei. Wir arbeiten auf Grundlage der geltenden Fassung der SARS CoV 2 Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Weitere Informationen finden sie unter: www.berlin.de/corona/massnahmen/verordnung

Im Orchester der Elemente

Immer bewegt sich die Kunst von Aurelie Pertusot zwischen Objekten und deren Gebrauch zur Erzeugung von optischen und akustischen Effekten. Damit steht sie in einer Tradition der Performance in ganz ursprünglicher Geltung des Wortes, denn es meint buchstäblich ein Interpretieren, bezogen auf genau das, was aktuell vorhanden ist. Mit dieser Arbeit versucht die Künstlerin gar nicht erst, uns ihre Welt zugänglich zu machen, denn sie tritt direkt in den Raum ein, den wir miteinander teilen, die Welt unseres „Spielraums“, in dem das Dasein längst kein Spiel mehr ist.

Zeitgemäß skeptisch verbindet sich ihr Kalkül mit dem Abschied vom Kult der Maschine, indem sie den üblich gewordenen Technik-Park kultureller Events gewissermaßen mit einem auf das altehrwürdige Waschbrett (franz.: Planche à laver) oder die „Singende Säge“ reduziertem Equipment kontert. Die Beispiele sind natürlich sprichwörtlich gemeint. Aber jedes Glas, alltägliche Schnüre, Drähte, Schrauben, auch jedes Detail im Raum wird zum Instrument, jedes Ding ist ein freier Solist im Ensemble seines Umfelds, dem Orchester der Elemente.

Performative Kunst kann in diesem Sinn durchaus als Auflösung von Barrieren verstanden und wirksam werden, Unterminierung von Autorität zugunsten einer allgemein verbindli-chen, jedem zugänglichen Öffnung und damit der Demokratisierung des kreativen Aktes. Von Hegel wissen wir zudem, dass der Klang das Äußerliche negiert, im Gegensatz zur Optik. Denn das Gesehene reflektieren wir im Außen, das Gehörte aber in uns selbst! So erscheinen uns Töne stets als etwas Eigenes, tiefer Empfundenes, „jenes innere Erzittern des Körpers“ (Hegel, Ästhetik).

Daher ist die Atmosphäre einer Aufführung so entscheidend, eine Stimmung, am ehesten mit dem Atem der Erde, der schwingenden Luft, dem Fall von Blättern zu assoziieren. Der Zusammenklang von einfach ALLEM wirkt wie eine Befreiung vom Zwang zu Unterscheidung und Bewertung. Der Performance entströmt ein Zauber, der eine tiefe innere Ruhe schenkt. Alles wird magisch. Hier denken wir an die Geschichte des buddhistischen Meisters, der von einem seiner Schüler gebeten wird, ihm nach langer Zeit der Studien doch endlich eine Antwort auf alle seine Fragen zu geben. Der Meister sagt nur: „Hör zu!“ – und schweigt…

Nathanaël R. Bartholomäus

[FR]

Dans l’orchestre des éléments

L’art d’Aurélie Pertusot se situe toujours entre l’objet en tant que tel et les effets optiques et acoustiques qu’il permet de produire. Ce faisant, l’artiste s’inscrit dans une tradition de la performance au sens original du terme, qui désigne littéralement l’interprétation de ce qui est présent à un moment donné. Avec cette intervention, elle ne cherche nullement à rendre son univers accessible, puisqu’elle investit directement l’espace que nous partageons tous, un « terrain de jeu » dans lequel l’existence a depuis longtemps cessé d’être un jeu.

Empreint d’un scepticisme caractéristique de notre époque, son calcul se conjugue au rejet du culte de la machine en opposant en quelque sorte aux nouvelles technopoles de l’événementiel culturel des dispositifs désuets qui se cantonnent à l’antique « planche à laver » ou à la « scie chantante ». Ces exemples sont évidemment à prendre au sens figuratif. Mais chaque verre, chaque corde, fil ou vis, chaque détail dans l’espace se fait instrument, chaque objet est un soliste libre dans le chœur formé par son environnement, dans l’orchestre des éléments.

En ce sens, l’art de la performance peut tout à fait être envisagé et fonctionner comme une manière de brouiller les frontières en ce qu’il sape l’autorité de l’exécutant au profit d’une ouverture universelle, d’une accessibilité à tous et, partant, d’une démocratisation de l’acte créatif. Hegel nous apprend par ailleurs que le son, contrairement à l’optique, nie le dehors. En effet, si tant est que nous reflétons en-dehors de nous ce que nous voyons, nous reflétons en nous ce que nous entendons ! Ainsi les sons nous paraissent toujours comme quelque chose qui nous est propre, quelque chose de plus profondément ressenti, un « tremblement intérieur du corps » (Esthétique ou philosophie de lart).

C’est pour cette raison que l’atmosphère de la performance est si décisive – une ambiance que l’on pourrait au mieux comparer au souffle de la terre, à la vibration de l’air, à la chute des feuilles. L’harmonie du tout nous affranchit de la nécessité de différencier et d’évaluer. De la performance émane une magie qui suscite en nous un profond apaisement intérieur. Tout devient magique. Rappelez-vous l’histoire du maître bouddhiste à qui l’un de ses élèves demande de lui donner enfin une réponse à toutes ses questions après tant d’années d’études. Le maître lui répond : « Écoute ! », puis se tait…

Nathanaël R. Bartholomäus

 

 

 

RAUM ERMESSEN 21.8. – 25.9.21

Pascal Brateau…

… versucht das schier Unmögliche: den Raum zu falten; etwas Unsichtbares. Es geht ihm nicht um Objekte, die sich im Raum befinden, sondern solche, mit denen der Raum selbst fühlbar wird, berührbar. Dazu sagt er: Man kann den Raum nur verstehen, wenn man sich an ihm misst; wobei „se mesurer“ auf Französisch zwar messen bedeutet, aber zugleich konfrontieren, begegnen, im Sinne von entgegentreten, trotzen…Ein schöner Gedanke: dem Raum zu trotzen, ihm das als Künstler abzutrotzen, was man zu sagen hat. Das bedeutet nichts weniger als sich behaupten, in einem Raum, der immer auch sozial determiniert ist, als Freiraum, Eigenraum, Spielraum, öffentlich wie privat.

Der Raum, könnten wir mit dem großen Sun Ra sagen, der bekanntlich selbst große Räume überwunden hat, weil er vom Saturn stammt, ist überhaupt DAS große Ding: Space is the Place. Pascal geht viel pragmatischer vor, nutzt daher auch die naheliegenden Elemente: Hell und Dunkel, Innen und Außen, Fülle (Form) und Leere. – Lukas Feireiss *, Autor und Kurator, betont so einfach wie bedeutsam, dass die Begriffe Raum und Ort verschiedene Konzepte repräsentieren, zwischen denen eine dynamische Beziehung besteht. Genau das macht auch die Spannung aus, in der Pascal Brateau den persönlich beanspruchten Raum mit einem Ort konfrontiert, an dem sich seine Arbeit behaupten soll.

Das ist keine einfache Besetzung oder Beanspruchung des Raums, sondern eine sehr subtile In-Anspruchnahme, ein Ansprechen, Einnehmen, Begreifen und Respektieren, so taktvoll, wie es sich ihm gegenüber gehören sollte, dem ungreifbaren Ort, dem Platz, der uns trägt, aufnimmt und überhaupt existieren lässt. Oder genauer: nicht gegenüber, sondern in und mit ihm, auch wenn wir ihm dabei oft unser eigenes Dasein abtrotzen müssen, ihm, dem gänzlich Ungreifbaren.

Der Künstler stellt sich dem Raum, er stellt, hier ganz wörtlich, sein Haus hinein, ein Zeichen, das über sich hinausführt, aber nicht auf etwas Anderes, sondern in Rückkehr zu sich selbst wiederum auf ein Bild, Bild vom Haus: künstlerisch aufgeladen, gefüllt wie ein Speicher der Ideen, ein Mittelpunkt, die innere Werkstätte der Ideen. Es ist, mit der wohl schönsten Definition für Kunst, „die erfüllte Äußerung der sich kundgebenden Innerlichkeit“ (Hegel).

Nathanaël R. Bartholomäus

*Herausgeber Space is the Place, Current Reflections on Art and Architecture. München 2018/19

Pascal Brateau studierte Architektur in Nancy und Toulouse. Er ist Mitbegründer des Studios dbdarchitects. Seit 2010 lebt er in Berlin und engagiert sich im Kulturverein Werkstadt e.V.. Mit der Künstlerin Aurélie Pertusot gründete er virgule3, ein Projekt, das die Vernetzung von Berliner und französischen Künstler:innen unterstützen soll.

RAUM ERMESSEN
Pascal Brateau
21.8. – 25.9.2021
Eröffnung: Samstag, 21.8. 13-19 Uhr
galerie weisser elefant
Auguststrasse 21
10117 Berlin

 

WIE IM HIMMEL 17.4.-22.5.21

mit:
JEONGMOON CHOI
PATRICIA DETMERING
ALICE DITTMAR
VEMO HANG
BETTINA KHANO
ANDREAS SCHMID

Mariana Vassileva

In Licht gehüllt wie mit einem Kleid,

Spannst du den Himmel wie ein Zelt.

(Ps. 104)

Der Begriff Himmel besteht in einer seltsamen Symbiose aus Gleichnis & Firmament, steht für Seligkeit und Wonne, Glück, Behagen, Frohsinn, aber auch für die Lufthülle mit einem finsteren Dunstkreis und labilen Ozonschichten, letztlich als ein Gebilde von insgesamt acht Strato- und Exosphären, durch die man zwar reisen, aber gewiss nicht sinnlich wandeln kann. Unsicher wird man schon bei der Frage, ob es mit den erwähnten Gefühlen darum geht, in den Himmel zu gelangen oder sie dort zu finden.

Mit dem Spruch „Wie im Himmel, so auf Erden“ wird es noch kniffliger, wenn wir uns damit begnügen wollen, das so angesprochene Gebiet außerhalb von uns selbst zu suchen. Denn den durchaus besseren Teil dessen, was wir Himmel nennen, finden wir weder symbolisch noch räumlich, sondern in positiven Erfahrungen wie Klarheit und Reinheit, um nicht von Weisheit zu sprechen. Dass der Himmel, wie schon angedeutet, in seiner Zwitterstellung nicht immer den besten Ruf genießt, kann einen ernsthaft Suchenden in seiner Grundhaltung von Empathie und Geduld nur wenig erschüttern.

Genau darum, um eine Suche, geht es uns mit dem Thema der Ausstellung: im Blick „hinauf“ und von da herab auf unser meist beschränktes Dasein. Oben und Unten sind dabei wiederum auch Metaphern für mentale und psychische Einstellungen. Wobei am interessantesten stets der unvoreingenommen klare Blick auf sich selbst sein dürfte, gewissermaßen wie nur ein Heiliger, „der das Licht um sich schlingt wie ein Tuch“, mich Erdenwürmchen sehen oder kennen dürfte.

Die Ausstellung sollte im Ganzen wirken, weshalb wir auf die Beschreibung einzelner Werke verzichten. Gemeinsam ist ihnen eine Sicht, Erscheinungen des Himmlischen als Perspektive zu verstehen und Momente zu erfassen, in denen Konstellationen der physisch grundlegenden Erfahrung gewissermaßen auf konkret erlebbare Realität schalten. „Die wirkliche Welt“, sagt Emmanuel Levinas, „ist die Welt des Bewusstseins“. Und unsere Anschauung ist „nur“ der objektivierende Akt, der alles erscheinen lässt. Die vorgestellten Arbeiten können daher der Phantasie Räume eröffnen, in denen sich alles erschaffen lässt, was uns mit dem Himmel oder seiner phantastischen Erscheinung verbindet.

Ein wahres Bewusstsein ohne Erleben, also ohne luzide Wachheit, ist unmöglich. Das dumpfe Dabeisein gleicht dem Schlaf der Vernunft. Es geht hier um Wachheit, Wahr-Nehmen des Augenblicks. Nur darin kann etwas „himmlisch“ frei sein von all den Sorgen, Plänen und Erinnerungen, die uns sonst gefangen halten. Und alles, was wir bewirken wollen oder können, sehen wir zuvor und zuerst in einem „anderen Licht“. So kann über uns ein freier Himmel erscheinen, gerade jetzt, hier auf Erden. [Sela!]

Nathanaël R. Bartholomäus

Die Verständigen werden strahlen,

wie der Himmel strahlt.

(Daniel 12,3)

Alice Dittmar

[EN]

Wrapped in light like a dress,

You stretch across the sky like a tent.

(Ps. 104)

The term heaven denotes a strange symbiosis of parable and sky: it stands for bliss and delight, happiness, pleasure and cheerfulness, but also for the hazy atmosphere comprised of unstable ozone layers, consisting of a total of eight stratospheres and exospheres which one can travel through, but certainly not wander around sensuously. One becomes uncertain at the question whether, when considering the sentiments mentioned, it is about reaching heaven or finding them there.

With the saying „As in Heaven, so on Earth“ it becomes even trickier if we want to be content with looking outside ourselves for the domain thus addressed. For we find the better part of what we call heaven neither in the symbolic nor the spatial, but rather in positive experiences such as clarity and purity, not to mention wisdom. The fact that heaven, as already indicated with its hybrid status, does not always enjoy the best reputation, can only slightly shake a serious seeker in her fundamentally empathetic and patient approach.

This searching is precisely the theme of the exhibition: we look „up“, and from there down at our most limited existence. Up and down are in turn metaphors for mental and psychological attitudes. The most interesting thing is hereby always the unprejudiced, clear view of oneself: it is, as it were, just like a saint, „who wraps the light around himself like a cloth“, can see or know me, little earth worm.

The exhibition should work as a whole, which is why we refrain from describing individual works. What they have in common is the understanding of appearances of the celestial as perspectives and the intention to grasp moments in which constellations of fundamentally physical experiences switch, so to speak, into a concretely perceptible reality. „The real world“, says Emmanuel Levinas, „is the world of consciousness“. And our perception is „only“ the objectifying act that makes everything appear. The works presented can therefore open up spaces for the imagination in which anything can be created that connects us to the heavens and its fantastic appearance.

True consciousness without experience, that is, without lucid wakefulness, is impossible. Dull presence is like the sleep of reason. What we are concerned with here is wakefulness, perceiving the moment. Only in wakefulness can a „heavenly“ experience be free of all the worries, plans and memories that otherwise hold us captive. And everything that we want to or can bring about, we see first and foremost in a „different light“. Thus, the heavens can open to us, right now, here on earth. [Selah!]

Nathanaël R. Bartholomäus

Those who understand will shine,

like heaven shines.

(Daniel 12:3)

Jeongmoon Choi