VERMITTLUNG

2022

MAKING OF modular: Den Raum Beleben

Ein Workshop mit Mädea.

-Konzept von Gwendolen van der Linde-

Im Rahmen des Projekts modular 1-2 wollen wir den künstlerischen Prozess auch als Vermittlungsmöglichkeit für junge Menschen nutzen und zugänglich machen. Es geht um Teilhabe und einen offenen Austausch, Fragen stellen, Antworten reifen lassen, den zunächst leeren Raum mit Leben füllen. Passend dazu beschäftigen sich die geladenen Künstler*innen Ross Alexander, John Reardon, Valentina Karga und Gianluigi M. Masucci alle auf unterschiedliche Art mit dem öffentlichen Raum und versuchen partizipative Projekte zu verwirklichen.

An vier Tagen im August und September sind Exkursionen mit Mädchen verschiedener Altersgruppen des interkulturellen Zentrums MÄDEA am Gesundbrunnen zur galerie weisser elefant geplant um die eingeladenen Künstler*innen zu treffen und mit ihnen in einen Austausch zu kommen. Eingebettet sind diese Exkursionen jeweils in einen Vorbereitungs- und einen Nachbereitungs-Workshop, in dem sich die Teilnehmerinnen aus sehr diversen, oft kunstfernen Lebensräumen selber künstlerischen Prozessen und Fragestellungen widmen können. Hierbei soll den Teilnehmerinnen größtmögliche Freiheit in ihrem eigenen Ausdruck überlassen werden. Sie können tanzen, sie können malen, sie können Theater machen, sie können filmen, sie können kochen, sie können vor allem spielen und spielerisch Erleben und Beleben.

Zentraler Bestandteil des Workshops wird das Format des Interviews werden, indem jedoch die klassischen Rollen, wer wen befragt, wessen Antworten zählen und wer nur zuhört, hinterfragt werden. So sollen und dürfen die Mädchen einander befragen, die Künstler*innen befragen, und von den Künstler*innen befragt werden. Dadurch entstehen bunt gemischte Interviewformate, ein hoffentlich reger Austausch und ein Wegbewegen von den klassischen Frage-Antwort-Formaten und Dokumentationsmaßstäben. Es geht nicht um richtige oder falsche Fragen sondern vielmehr darum, die wertfreie Neugier für einander und für den öffentlichen Raum in uns allen zu wecken.

Im Sinne der Prozessorientiertheit gibt es als Produkt vor allem das Making Of, eine filmische Dokumentation dessen, was entsteht, wenn wir einander in diesem Kontext begegnen.

TEIL 1:

Daten: 10.08. & 17.08. (+ ein späterer Termin im Sept/Okt mit anderen KünstlerInnen)

Zeit: jeweils 4 Stunden

Ort: MÄDEA

In der Vorbereitungssitzung beginnen wir mit gegenseitigen Interviews: Was ist Kunst für euch? Habt ihr ein Lieblingswerk? Was habt ihr gesehen oder erlebt? Macht ihr selber gern Kunst? Die Mädchen werden auch aufgefordert eigene Fragestellungen zu entwickeln, was wiederum ihre Kreativität und Auseinandersetzung / Reflexionsgabe fördert.

TEIL 2:

Daten: 11.08. & 18.08. (+ ein späterer Termin)

Zeit: jeweils 4 Stunden

Ort: Galerie Weisser Elefant

Ergebnisoffen wollen wir erstmal den Raum wahrnehmen und schauen was da ist und was die Teilnehmenden daraus machen. Wir haben wieder eine Reihe möglicher Interview-Fragen für und mit den Künstler*innen und Teilnehmenden, denen wir uns wieder widmen können: Was seht ihr hier? Was macht das mit euch? Was gefällt, was gefällt nicht? Wie könnt ihr euch selber einbringen?

Mit den Künstler*innen in der Galerie wollen wir den Raum beleben, etwas filmen, was nachher zusammengeschnitten und im Raum wiederum präsentiert werden kann. Wir fragen auch die Teilnehmenden nach ihren eigenen Bedürfnissen. Die Mädchen werden so eingeladen sich selbst spielerisch mit künstlerischen Prozessen auseinanderzusetzen.

TEIL 3:

Daten: 12. & 19.08. (+ 1 späterer Termin)

Zeit: jeweils 4 Stunden

Ort: MÄDEA

In einer Nachbereitungssitzung schauen wir uns an, was wir gefilmt haben und beginnen ein Making Of zusammen zu schneiden, reflektieren das Geschehene und schließen mit einem gemeinsamen Abendessen ab.

Teil 4:

Abschlusspräsentation des MAKING OF in der Galerie Weisser Elefant.

 

Gwendolen van der Linde

Als freischaffende Filmemacherin und Medienpädagogin beschäftigt sich Gwendolen van der Linde, die den Workshop anleiten wird, vor allem mit Fragen nach Selbst-Bild/Repräsentation und Berührungs-Momenten im Miteinander mit und beim Film & Filmemachen. Wie können wir durch filmische Mittel von uns selber erzählen und einander auf diese Art näherkommen und besser verstehen lernen?

Diesen Fragen nachgehend, wurde bereits in den Monaten Juni und Juli das Projekt „MISS FALLEN“ im MÄDEA von und mit den Mädchen des Zentrums umgesetzt, sodass eine persönliche Bindung zu den Teilnehmerinnen bereits hergestellt ist. Auch im Projekt MISS FALLEN bildeten gegenseitige Interviews den Kern des filmischen Anliegens. Aus den Interviews entstanden wiederum (nach-)gespielte Szenen, in denen die Teilnehmerinnen ihre Erlebnisse reflektieren und selbstständig verändern und umdeuten durften. MISS FALLEN fokussierte darauf, was den Mädchen und jungen Frauen peinlich ist, und wie sie selbst gesehen werden wollen, und gab ihnen einen Raum miteinander darüber zu reflektieren.

Gwendolen van der Linde arbeitet seit 2021 mit dem Verein Juventus e.V. an medienpädagogischen Projekten an Schulen und Jugendclubs. Hier entstanden bereits viele fiktionale Kurzfilme unter ihrer Anleitung und stets nach Ideen der Jugendlichen selber. MISS FALLEN war ihr erstes selbst konzipiertes Projekt, auf das nun weitere folgen. Zuvor war Gwendolen van der Linde spartenübergreifend und interdisziplinär beschäftigt, als Produktionsassistentin bei verschiedenen Filmproduktionen und als Lehrbeauftragte an der Universität Hildesheim, an der sie ihren Bachelor und Master in den Kulturwissenschaften mit Hauptfach Medien absolvierte.

Mit Studierenden ging sie bereits ähnlichen Fragen nach und setzte Theater- und Filmprojekte zum Themenbereich Peinlichkeit, (filmische) Selbstdarstellung und intersektionalem Feminismus um. Auch ihre akademischen Arbeiten konzentrierten sich auf die Selbstdarstellung von Frauen in autobiografischen und autofiktionalen filmischen Werken. Als Filmschaffende hat sie viele eigene Kurzfilme, zuletzt von der nordmedia Filmförderung gefördert „Fegt Uns Weg“ (2020), sowie Auftragsproduktionen umgesetzt. Hier wurde ihr Interesse am Format Interview bereits 2014 durch ein universitäres Seminar mit Praxisanteil entfacht, innerhalb dessen sie den Utopival Mitmachkongress dokumentierte und faszinierende Persönlichkeiten interviewen durfte, wie den Postwirtschaftswissenschaftler Niko Paech und den „hartz 4-Möbel“-Architekten und Karma-Ökonom Van Bo Le-Mentzel. Diese Interviews (siehe YouTube) nahmen den Charakter eines gemeinsamen Gesprächs an. Dies ist nun auch die filmische Herangehensweise, mit der Begegnungen innerhalb dieses Workshops zwischen mutmaßlich sehr unterschiedlichen Menschen aus diversen Lebensräumen ermöglicht und gerahmt werden. Bestenfalls wird so jedem mit Stimme und Ohren möglich gemacht, gehört zu werden und zuzuhören.

2021

DIE STADT MALEN

Ein philosophisch-experimenteller Vermittlungsworkshop

18.10.2021 – 22.10.2021

„Wir suchen Spuren. Wir gehen vor und zurück. Wir nehmen uns Zeit. Wir denken uns weg. Wir denken uns hinzu. Wir tragen Schichten auf und ab. Wir übermalen. Wir legen frei. Wir verändern.Wir denken über das nach, was abwesend ist. Wir erschaffen neue Kontexte und erfinden alternative Funktionen. Wir erkunden den (Stadt-)raum und seine Sprache. Wir stellen Fragen. Wir widersetzen uns.“

In verschiedenen Aktionen innerhalb der Stadt und in der galerie weisser elefant näherten
wir uns experimentierend dem Werk des französischen Künstlers Matthieu Martin.
In dem Workshop ging es ums Erkunden und Ausprobieren, um Neugier und Lust
am Spielen und Gestalten. In Auseinandersetzung mit den Werken des Künstlers wollten
wir herausfinden, inwiefern Kunst zur Neuentdeckung des eigenen Alltags beitragen kann.
In Stadterkundungen haben wir auf möglicherweise bisher noch nicht bewusst
wahrgenommene Regeln und Strukturen aufmerksam gemacht, die den eigenen Alltag
bestimmen, und auf Augenhöhe mit den Kindern zu Fragen rund um das städtische
Zusammenleben anregten.
Im Zusammenspiel von Photographie und vielerlei Farben entstanden selbst
gestaltete Plakate, mit denen die Kinder ihren eigenen Wünschen, Vorstellungen, Fragen
und Antworten zu ihrem alltäglichen Stadtraum Ausdruck verleihen konnten.

Das Vermittlungsprogramm wird ermöglicht durch den Bildungsverbund „Educationnetzwerk der kommunalen Galerien“ und gefördert durch das Programm „Lokale Bildungsverbünde nachhaltig sichern und stärken“ der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.

Workshopleitung:
Felix Janiszewski, Vreda Marschner, Johannes Richter

Begleitend zur Ausstellung:
Matthieu Martin — ZURÜCK BLEIBEN
2.10.2021 – 6.11.2021
www.galerieweisserelefant.de
In Kooperation mit dem Fachbereich
Kunst, Kultur und Geschichte des Bezirksamts Mitte von Berlin