Logique d’espaces

LOGIQUE D’ESPACES

ELMA RIZA

Ausstellung: 29. Februar – 9. April 2020

Eröffnung: Samstag, 29. Februar 2020 um 19 Uhr

 

Logique d'Espaces _ virtueller Rundgang from Elma Riza on Vimeo.

LOGIQUE D’ESPACES

 

‹4› Sätze für Elma Riza: In Ex-Tension
Ralf Bartholomäus

Selbst das größte Werk besitzt nicht den Wert
auch nur der unbedeutendsten Handlung.
Maurice Blanchot

Aktuell ist unsere Wahrnehmung weil sie aktiv ist.
Henri Bergson

‹1›
Die Ausdehnung (extension) ist im Französischen eine gelöste Spannung (tension). Ihre Form gewinnt sie in einem Akt der Befreiung aus innerer wie äußerer Enge, im Entrinnen, was kein Ausweichen sein muss, sondern Entkommen auf ein offenes, weiteres Ziel hin, ins Freie, oft Unwägbare. „Flucht ist Erzeugung des Raums, der ohne Zuflucht ist“, sagt Maurice Blanchot.
‹2›
„Der höchste und befreiendste Wert der Kunst ist heute die Transparenz, die Erfahrung der Leuchtkraft des Gegenstandes selbst, der Dinge in ihrem Sosein“ (Susan Sontag). Wir nennen diese Einsicht intentional. Elma Riza muss in ihrer Kunst nichts erfinden, was nicht schon vor-handen wäre, um aufgefunden zu werden. Eine Entdeckerin ist sie, die sich selbst verbirgt, um aus jeder Lösung ein Rätsel zu machen, wie die Sphinx, die das tiefste Geheimnis hütet, das nie weiter entfernt liegt als die eigne Nasenspitze.
‹3›
Ihre Gestaltungen bleiben in Bewegung und werden von der Vergänglichkeit verzehrt wie Flammen, die verlöschen und sogleich neu aufleuchten, ohne Halt und ohne Beschränkung. Die Bilder flackern, die Flammen flattern, flüchtig und alles umarmend zugleich, zerstörend und ebenso lebendig, im Übergang vom Virtuellen zum Aktuellen. Wohl kein Beispiel lässt so schön wie das Feuer verstehen, was Deleuze meint, wenn er sagt: „Die Struktur ist die Realität des Virtuellen.“
‹4›
Strukturelle Ordnung in Raum und Zeit, in einheitlicher, unauflösbarer Gestalt: Ein-Klang. Die Performance ist dem Raum nicht angeheftet, sondern ihm entquellend, im Sinnes-Wandel. – In allem Anfang war die Tat und nicht das Wort. Das Bewusstsein unseres eigenen Seins ist, wie Henri Bergson schreibt, „nicht gleichbedeutend mit Dasein, sondern nur mit wirklicher Tätigkeit oder unmittelbarer Wirksamkeit“. Darin liegt der praktische Sinn oder „Nutzen“ einer Performance: in der Gewissheit des Momentanen als Extension von Raum und Zeit, gewürzt mit einer Mischung aus Chaos und Magie.

‹Fazit›
Diese Kunst leitet von der psycho-logischen Struktur zu ihrer Verwirklichung (Verkörperung), vom Virtuellen zum Aktuellen. Raumdiagonalen zeigen ein Ordnungsprinzip, das wir mental aufnehmen und adäquat emotional realisieren. Aus der gewöhnlichen Dissonanz unseres alltäglichen Bewusstsein entwickeln wir so etwas wie eine affirmative Resonanz. Und eine „Position“ ist nicht nur die Stellung im Raum, sondern auch die einer Meinung, also einer Ansicht. Et voila!

 

Elma Riza *1986 studierte an der Kunsthochschule Nantes in Frankreich und an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Ihre erste Einzelausstellung hatte sie in Tunis und Ausstellungsbeteiligungen u.a in London, Wien, Marseille und Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Foto: Adrien Gaumé

 

Mit Unterstützung durch Ausstellungsfonds für kommunale Galerien der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.