BEUYS, RÜCKRUF: DRINGEND!

VERONIKA CHRISTINE DRÄXLER

29.5. – 3.7.2021

Foto: Elma Riza 2021

Ausgangspunkt der Ausstellung BEUYS, RÜCKRUF: DRINGEND! ist ein Dialog der Künstlerin Veronika Christine Dräxler mit Joseph Beuys‘ plastischer Theorie. Mit Mitteln der Performance und mit Objekten erkundet die Künstlerin Übergänge zwischen „sichtbarer und unsichtbarer Plastik” mit Fokus auf die Beziehung der westlichen Gesellschaft zur Natur und ihrer Digitalisierung. Die Ausstellung besteht aus mehreren Kapiteln, die in den Ausstellungsräumen erfahrbar gemacht werden. In den Rauminstallationen vermischen sich Objekte aus dem Nachlass des Großvaters der Künstlerin als Träger von Erfahrungen der deutschen Nachkriegsgeneration mit Fundstücken aus der Umgebung des Künstlerhofs und der Invalidensiedlung Frohnau.

Veronika Christine Dräxler ist eine interdisziplinäre Künstlerin, Autorin und Entwicklerin von Dialogräumen. Sie ist Debütantin der GEDOK München (2019) und Gründerin von Selbstdarstellungssucht.de – einem Blog über zeitgenössische Kunst und digitale Identität, von der Bundesregierung als „Kultur- und Kreativpilot“ (2015) ausgezeichnet. Ihre Kunst wurde u. a. im Museo Remigio Crespo Toral (Ecuador), bei der Manifesta 11 (Zürich), in der Kulturwerkstatt Haus 10 (Fürstenfeldbruck), in der Motorenhalle (Dresden), im Stellwerk (Kassel), auf Neumeister III (Antarktis) und im Beyond 3D Festival (Karlsruhe) gezeigt.

Foto: Elma Riza 2021

Im Gespräch

Veronika Christine Dräxler lebt und arbeitet derzeit in der Künstlerkolonie Frohnau. Mitten im Wald erstreckt sich eine kilometerlange Sanddüne. An diesem Ort stand die Mauer und hier ruhen immer noch zahlreiche Zeitzeugen in Form von Metallen und Betonbruchstücken, aber auch viele andere Fundstücke und Überbleibsel. Hier gingen wir spazieren, unterhielten uns über ihre Ausstellung und fanden einen großen schwarzen Käfer, den Veronika gleich einsteckte. Sie ist eine Sammlerin. Zu Beuys fand sie erst spät, über eine Ausstellung in Medellín, am anderen Ende der Welt. In ihrer Ausstellung Beuys Rückruf: Dringend! geht es um einen Dialog, zwischen der Künstlerin und Joseph Beuys, der am 12.05.2021 100 geworden wäre. Es geht um Stofflichkeit und Wunden. So zeigt eine ihrer Arbeiten „Wounds of Berlin“ die bekannten Berliner U-Bahn-Sitzbezüge. Im Großformat sind sie im Innenhof der Galerie zu betrachten. Aufgeschlitzt, bemalt, gerissen und wieder geflickt: Berlins Wunden. Und was ist mit den eignen?

Was erzählen uns das Material, die Gegenstände, die uns umgeben, wovon können sie berichten? Sie sind Zeitzeugen und gleichzeitig Begleiter der Gegenwart. Wir nähern uns den Dingen, eignen sie uns an, wir hinterlassen Abdrücke und Markierungen, die fortbestehen, wenn wir nicht mehr da sind.

Foto: Elma Riza 2021

„Der braucht jetzt nicht mehr da sein, denn er ist jetzt ja in den Dingen, die da sind.“, zitiert Veronika Marina Abramović.

Es ist ein Dialog mit einem der bekanntesten deutschen Künstler, gleichzeitig aber auch eine Suche nach sich selbst, in der Welt und in den Dingen, eine Auseinandersetzung mit den eigenen Wunden.

Interview und Text: Lara Huesmann