In dem zweiteiligen Projekt modular, möchte die Galerie ihre Räumlichkeiten in den Sommermonaten neu öffnen und sich verstärkt solchen künstlerischen Prozessen und Kooperationen widmen, die sich dem städtischen sowie sozialen Umfeld widmen, sich an ihm orientieren und dieses in größtmöglicher Offenheit miteinbeziehen. Nach und nach entstehen einzelne Module, die über die Zeit zusammen-und weiterwachsen.

Den Beginn macht das Projekt re:gen_crentral recovery space von Ross Alexander.

Die temporäre Installation zielt darauf ab, die Idee eines öffentlichen Raums, der von Menschen jeden Alters genutzt werden kann, für urbane Erholung aufzugreifen, indem es u.a. Elemente der Konzeptkunst, Architektur sowie Klang- und Lichttherapie beinhaltet.

[Cashmerexgwe w/ Felicitiy Mangan, Diane Barbé & Perila]

Mit dem Wachstum moderner Städte und der zunehmenden Landflucht können wir beobachten, dass urbane Räume immer mehr zu stressigen Orten des Lebens und der Existenz werden. Diese Stressfaktoren wirken sich nicht nur auf die geistige und körperliche Gesundheit der Stadtbewohner*innen aus, sondern auch auf die Produktivität und die allgemeine funktionale Harmonie innerhalb der Stadt. Während die Idee der ganzheitlichen und präventiven Gesundheit und des Wohlbefindens auf persönlicher Ebene mit dem Aufkommen einer intelligenten persönlichen Gesundheitsüberwachung und der zunehmenden Popularität von Praktiken wie Yoga und Meditation immer beliebter wird, sind gemeinsame öffentliche Räume, die der Idee von Ruhe und Erholung im städtischen Umfeld gewidmet sind, immer noch etwas Seltenes und Übersehenes.

re:gen_central recovery space knüpft genau hier an. Die temporäre Installation zielt darauf ab, die Idee eines öffentlichen Raums, der von Menschen jeden Alters und Gesundheitszustands genutzt werden kann, für urbane Erholung aufzugreifen, indem es Elemente der Konzeptkunst, Architektur sowie Klang-Therapie beinhaltet. Farbige, harmonisierende Lichtpaneele, Ambient-Musik sowie eine flexible Außenhülle bieten Raum für Ruhe und zum. Ein solcher Raum kann eine wichtige Rolle im städtischen Umfeld sowie in anderen kollektiv genutzten Räumen spielen, insofern er einen neuen Kontext für künstlerische Praktiken entwickelt, die darauf abzielen, das kollektive Wohlbefinden und die gegenseitige Fürsorge zu fördern.

Die Essenz des Projekts ist in Teilen direkt von der Installation Quiet Club des Künstlers und Musikers Brian Eno inspiriert, die zwischen April und Juni 2000 in der von David Toop kuratierten Ausstellung Sonic Boom in der Londoner Hayward Gallery zu sehen war. Quiet Club war der Beginn einer Reihe von Vorschlägen für eine neue Art von öffentlichem Raum.

Etwa 12 Jahre vor der Realisierung des Quiet Club äußerte sich Eno in seinem Buch ‚New Life Of Brian‘ zu den Videoinstallationen, die die Grundlage des Projekts bildeten, wie folgt: „So viele Leute haben zu mir gesagt, dass sie sich wünschen, dass Städte immer einen festen Ort wie diese Ausstellungen hätten. Es würde so viele Aspekte der Stadt ersetzen, die man nicht mehr findet – wie ruhige Parks, Herrenclubs, sogar ruhige Bibliotheken. Ich möchte etwas, das ein wenig mehr ist als ein Café oder eine Kunstgalerie, etwas das all diese Elemente (…) vereint.“

Im zweiten Teil von modular 1 ist John Reardon eingeladen, das vorhandene Modul zu erweitern.

John Reardon studierte in Duncan of Jordanstone, Dundee und Goldsmiths London, wo er als Artist in Residence in der Politikabteilung tätig ist. Seine Arbeit untersucht, wie Kunst öffentlich gemacht wird und wie sich eine Öffentlichkeit durch Kunst konstituiert. Seine Arbeiten sind ortsspezifisch und interdisziplinär.

Mit modular 2 dockt Valentina Karga an. Die Künstlerin lebt in Berlin und ist Professorin an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) in Hamburg. Ein großer Teil ihrer Projekte fördert Engagement und Partizipation, erleichtert Praktiken des Commoning und beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit. Sie arbeitet medienübergreifend und lädt oft ein Publikum oder eine Gemeinschaft ein, das Werk zu vollenden.

Zudem wird die Reihe von Gianluigi M. Masucci unterstützt, der innerhalb einer kurzen Residenz eingeladen ist, die in der Galerie in Gang gesetzten Prozesse weiterzudenken und durch weitere Überlegungen und Modelle zu erweitern. Er zeigt Zeichnungen und Ausschnitte aus Videodokumentationen seines in Neapel entstandenen Netzwerks, das Einwohner*innen der Stadt in regelmäßigen Treffen vereint und einlädt, zusammen über nachhaltigere soziale Strukturen nachzudenken sowie gemeinsame performative Aktionen zu planen und durchzuführen. Auch in seiner künstlerischen Praxis geht es um die Frage, wie öffentliche Kulturräume soziale und ästhetische Prozesse sowie gemeinsame Teilhabe sichtbar und möglich machen können.

Das gemeinsame Entwickeln von Modulen und Netzwerken basiert auf dem Konzept der Zusammenarbeit. In diesem Zuge öffnet die Galerie dieses Jahr ihre Türen für eine zweiteilige Konzertreihe in Zusammenarbeit mit Digital in Berlin. Als Plattform für die unterschiedlichsten Formate entstehen neue Möglichkeiten und Partnerschaften.

galerie weisser elefant x Digital in Berlin w/ Luciano Chessa & Judith Hamann & Lottie Sebes & Lucio Capece: Samstag, 20.08.2022 & 24.09.2022

Video: Elma Riza/ LayLay Images

modular 1 & 2

23.07.-01.10.22

Mit: Ross Alexander, John Reardon, Valentina Karga, Gianluigi M. Masucci

Begleitende Veranstaltungen:

CritNight „Hold my cup“: 4.8., 18.8., 1.9. 15.9.22, 18 Uhr

[EN]

In the two-part project modular the gallery would like to reopen its premises during the summer months and devote itself increasingly to artistic processes and corporations that are dedicated to the urban and social environment, orientate themselves towards it and include it in the greatest possible openness. Individual modules will gradually emerge and grow (together) over time.

The project re:gen_central recovery space by Ross Alexander marks the beginning. The temporary installation aims to take up the idea of a public space that can be used by people of all ages for urban recovery by incorporating elements of conceptual art, architecture and sound and light therapy, among others.

In the second part of modular 1 John Reardon is invited to expand on the existing module.

John Reardon is artist-in-residence in the Politics Department, Goldsmiths College, London. His work explores how art is made public and how a public is constituted through art. This is often collaborative and site-specific as it engages with questions of structure and infrastructure that frame, organise, regulate and contain things.

In the further course and within the framework of modular 2, Valentina Karga picks up the thread. The artist lives in Berlin and is a professor at the University of Fine Arts (HFBK) in Hamburg. A large part of her projects promotes engagement and participation, facilitates practices of commoning and deals with sustainability. She works across media and often invites an audience or community to complete the work.

In addition, the series is supported by Gianluigi M. Masucci who is invited to a short residency to continue thinking about the processes set in motion in the gallery and expand them through further reflection and modelling. He will show drawings and excerpts from video documentations of his network, which was created in Naples and unites residents of the city in regular meetings and invites them to think together about more sustainable social structures and to plan and carry out joint performative actions. His artistic practice is also concerned with the question of how public cultural spaces can make social and aesthetic processes and joint participation visible and possible.

The joint development of modules and networks is based on the concept of collaboration. In the course of this the gallery opens its doors this year for a two-part concert series in collaboration with Digital in Berlin. As a platform for a wide variety of formats new opportunities and partnerships are emerging.

galerie weisser elefant x Digital in Berlin w/ Luciano Chessa & Judith Hamann & Lottie Sebes & Lucio Capece: Saturday, 20.08.2022 & 24.09.2022

***

Artikel im Tagesspiegel vom 14.09.22, Alexander Kloß

modular 1 & 2

23.07.-01.10.22

With: Ross Alexander, John Reardon, Valentina Karga, Gianluigi M. Masucci

Events: 

CritNight „Hold my cup“: 4/8, 18/8, 1/9, 15/9, 18h