26. 4. – 24. 5. 2014 Tia Schmidt – anderswo / Zeichnung & Installation

26. 4. – 24. 5. 2014  Tia Schmidt – anderswo / Zeichnung & Installation
Einladung Tia Schmidt

Zwar benutzt Tia Schmidt neben Zeichnungen auch Fotos, Videos und Fundstücke, nicht anders aber als ein Maler Rahmen, Leinwand, Pinzel, Farbe für sein Bild als Material verwendet. Ihr geht es (wie mit einem Gemälde, das sich über Raum & Zeit erstreckt) um das Panorama einer komplexen empathischen Innenschau, verschränkt mit dem aktuellen Außen, in Einheit oder „Reduktion“ (Rückführung) aus der überwundenen Entzweiung. Denn sie setzt sich ganz direkt mit vorgefundenen Motiven auseinander, wobei in ihrer Arbeit das Ornamentale der jeweiligen Umgebung eine Rolle spielt, sowohl in den Dimensionen des Privaten als auch des Öffentlichen.
Man spricht am besten von der Spur, die sie aufnimmt, um sie weiter zu verfolgen, weiter als man vorher ahnen konnte. Es sind oft unscheinbare Beobachtungen, wie der Verlauf des Regens auf der Fensterscheibe, Spiegelungen und Schatten im Raum oder feinste Linien in dem für uns zuvor nur grob strukturierten Ambiente. Die Künstlerin folgt Zeichnungen im Raum, die durch sie zu Zeichen werden und für uns dann unverhofft etwas bedeuten, was ihr gar nicht bekannt sein konnte… Als würde sie eine Bewegung anstoßen, eine vorher unbeachtete Stimmung berühren, die zu einer ganz eigenen Erfahrung in uns selbst führt.
Man kann davon ausgehen, dass der Ursprung dieser Erfahrung der einer Verausgabung ist, den anderen zu erreichen, um ihm der Fremde zu bleiben. Wir müssen hier – im Bruch der formalen Logik – in jeder Begegnung eine Trennung erkennen: mit der Achtung des Anderen eben als des Anderen. Das ist keine Banalität, denn „ohne Zweifel ist die Begegnung des Unvorhersehbaren selbst die einzig mögliche Öffnung der Zeit, die einzig reine Zukunft… Diese Zukunft ist jedoch nicht eine andere Zeit… Sie ist im Herzen der Erfahrung gegenwärtig. Gegenwart nicht aber einer totalen Präsenz, sondern der Spur…“ * –  als reflexiver Vollzug des Lebens: der unendlichen Bewegung.
Ralf Bartholomäus
Eröffnung der Ausstellung: Samstag, 26. April 2014, 19 Uhr

* Zitat: Jacques Derrida, Gewalt und Metaphysik. Essay über das Denken Emmanuel Lévinas’. In: Die Schrift und die Differenz, Frankfurt am Main 1976, S. 146-147 (zusammenfassend zitiert).