9. 1. – 6. 2. 2016 Charlotte Perrin – le moment présent

9. 1. – 6. 2. 2016  Charlotte Perrin – le moment présent

Uebergaenge2

Übergänge, Leimfarbe mit Pigment auf MDF

 

CP-Standbilder (2)

Standbilder, Siebdrucke auf Glas, Betongüsse

CP-TempsFluides1copy

Temps Fluides, Installation

CP-Saisons

Saisons, Serie von Fotografien

 

 

Charlotte Perrin’s Arbeit ist immer mit einem starken Gefühl von und für Natur verbunden. Sie spürt Hell und Dunkel nach, Wärme und Kälte, Nähe und Ferne. Aus ein paar Zweigen formt sie Icons, Symbole der Jahreszeiten; aus den Fahrten zum kranken Vater im Nachbarort wird eine Studie zum Wechsel von Tag und Nacht und zum Verrinnen der Zeit. Überhaupt ist Vergänglichkeit ein Thema der Künstlerin, auch das Vergessen. So bindet sie Bücher, in denen alles weiß bleibt, bis auf die Stellen, die man sich angestrichen hätte, als Subjektive Neuauflage. – Und es sind die Themen des Fließens, des Verwehens, der Übergänge, die ihre Arbeit wörtlich „in Bewegung“ halten. Das kann die fließende Zeit sein, die sich in einer variablen Werkgruppe verdeutlicht; auch das virtuelle Eintauchen in Reflexionen oder gar die Abwesenheit von Festigkeit, die sie mit einem Objekt demonstriert. Das dafür verwendete Holz hält wiederum den Gedanken an neues Entstehen, an Wachstum lebendig. So webt und wirkt dieses Werk in sich selbst, wie ein Fluss, ein Baum, wie Wolken, wie das Leben.

In der Ausstellung erschafft sie Räume im Raum, mit unterschiedlichen Methoden: Da sind Fotos von Objekten im Atelier, die hierher (raumteilend) übertragen werden; unbearbeitete, rohe Materialien, die dem Raum ein neues „Gesicht“ geben; kleine Objekte, im Raum verteilt, um ihn zu strukturieren; das sind auch farbige Folien, die sich über die Wand erstrecken, um sich dann wieder in kleinere Räume zu teilen; da sind überraschende Modelle, wie kleine Bühnenbilder, die Raumwirkung suggerieren; da sind gar Drucke, die scheinbar gleichförmig, aber dennoch sich wandelnd, changierend im Raum tatsächlich – ja: wandeln.

Was als Ausstellung im ersten Durchstreifen nur wenige Impressionen/Sensationen zu bieten scheint, öffnet sich nach und nach zu einer Überfülle der Eindrücke und Empfindungen: eine wahrlich sich überwältigend schön öffnende und zugleich ganz in sich ruhende Installation, ein Spektrum von variierenden Farben, Formen, Oberflächen und Strukturen. Insgesamt hat die Künstlerin eine ganz eigen-artige, intelligente Dialektik entwickelt von Enträumlichung und Verdichtung, in der sich kein Element aufhebt, sondern alles miteinander sich steigert und belebt.

Ralf Bartholomäus